Fiat Doblo (2001 - 2010)
Der Letzte lacht am besten
Während der Testfahrt sollten noch mehr erstaunte Blicke folgen. Aber je länger die Testfahrt dauerte, desto größer was das Gefühl, dass diese Blicke voller Bewunderung waren. Sogar an die etwas sonderbar designte Schnauze hat man sich nach einigen Tagen gewöhnt. Der größte Teil der Schnauze ist aus strapazierfähigen Kunststoff. Die Scheinwerfer sind klein und relativ hoch montiert. Dadurch wirkt der Doblò, im Vergleich zu anderen Autos, etwas unproportioniert. Wer sich andere kleine Busse anschaut, die sich in einem dauerhaft zerbeulten Zustand befinden, versteht, warum Fiat sich für soviel Kunststoff und so wenig Metall entschieden hat.
Auch die Rückseite des Doblò macht mit den zwei ungleichen Türen einen komischen Eindruck. Das kommt dadurch, dass die hintere Stoßstange etwa 10 cm tiefer als bei anderen Autos liegt. Der Doblò hat damit eine außergewöhnlich flache Ladekante, so dass schwere Ladung nicht unnötig hoch gehoben werden muss. Der Rand ist sogar so niedrig, dass die Ladung beinahe auf einer kleinen Schubkarre nach innen gefahren, anstatt hochgehoben, werden kann. Durch das Anbringen der Rückleuchten, hoch neben den Türen, ist das Risiko der Beschädigung beim Laden geringer geworden und der Doblò ist für den nachfolgenden Verkehr gut sichtbar. Hier hat man an alles gedacht!
Kinderfreundlich
Wenn der Doblò für Personentransport verwendet wird, fällt sofort die Kinderfreundlichkeit des Autos auf. Der Kofferraum ist so enorm (750 Liter), dass sogar bei einem großen Kinderwagen die Rücksitzbank nicht hochgeklappt werden muss. Nur die Hutablage muss herausgenommen werden, wonach der Kinderwagen einfach nach innen gefahren werden kann, wieder dank der außergewöhnlich niedrigen Ladekante. Die Kindersitze passen sehr gut auf die Rücksitzbank, wo die drei Sicherheitsgurte auch ausreichend lang sind, um die Sitze gut fest machen zu können. Beide Hintertüren sind Schiebetüren, damit kleine, enthusiastisch aussteigende Kinder in einem engen Parkhaus keinen Schaden an anderen Autos verursachen können. Wer den Doblò lieber als Transporter verwendet, dem steht nach dem Hochklappen der Rücksitzbank eine riesige Ladefläche zur Verfügung. (zwei Europaletten oder 3.000 Liter Zuladung passen rein)
Der beste Platz ist für den Fahrer reserviert worden. Die Vordersitze sind ausgezeichnet und eignen sich auch für Langstrecken. Leider sind die vorderen Kopfstützen nicht hoch genug, um einem Schleudertrauma vorzubeugen. Das Lenkrad und der Schaltknüppel liegen sehr gut in der Hand und machen das Fahren angenehm. Der Schaltknüppel ist nicht auf dem Fußboden sondern am Armaturenbrett platziert. Während der Testfahrt haben wir uns nie vergriffen und man stellt schnell fest, dass das der logischste Platz im Auto ist. Außerdem schaltet dieses Ding herrlich. Die Instrumente bestehen nur aus einem großen Tacho und einem Tankanzeiger. Darunter befinden sich einige Kontrolllämpchen und ein digitales Display für u.a. einen Tageszähler. Auch diese einfachste Doblò-Ausführung ist mit elektrischen Fensterhebern und einer Zentralverriegelung (ohne Funkfernbedienung) ausgestattet.
Weniger luxuriös ist die Verarbeitung. Im ganzen Innenraum findet man diverse Metallteile in Wagenfarbe lackiert. Nur dort, wo es nötig ist, sind Kunststoffteile verarbeitet worden, um Beulen zu vermeiden. Die große Glasfläche macht das Auto übersichtlich und der Doblò ist trotz seiner nicht geringen Außenmasse einfach zu parken. Die Anfälligkeit für Seitenwind hält sich während der Testperiode in Grenzen.
Motor
Zu einem preisgünstigen Auto gehört auch ein sparsamer Motor. Fiat bietet einen 1.2-Liter Benzinmotor oder einen 1.9-Liter Diesel an. Der Diesel ist zwar deutlich teurer, hat aber leider weniger Leistung, obwohl der Verbrauch fast gleich wie beim Benziner ist. Deswegen haben wir uns bei diesem Test für die Benzinvariante entschieden. Mit seinen 65 PS, die dieser "Fire-Motor" liefert, ist der Doblò allerdinds nur ein "Wanderer", aber das reicht. Es muss klar sein, dass dieser Motor hart arbeiten muss, um die große "Kutsche" in Bewegung zu halten.
Zum Glück arbeitet der Motor relativ leise. Im Vergleich zu anderen preisgünstigen Familienautos fallen beim Doblò die Nebengeräusche besser als erwartet aus. Auf der Autobahn bekommen die Insassenen nichts davon mit, dass der Motor sehr hart arbeiten muss, um die hohen Geschwindigkeiten halten zu können, so dass sich der Doblò auch sehr gut für Langstrecken eignet. Bei Geschwindigkeiten bis zu 100 Km/h bleibt der Verbrauch bescheiden. Wer aber über 120 Km/h kommt, sieht die Tankanzeige fast mit jedem Kilometer sinken. In der Stadt ist der Motor elastisch und der Doblò hat keine Hast.
Der Doblò hat jedoch eine unerwartete Trumpfkarte unter der Motorhaube. Er verhält sich sowohl in Kurven als auch beim scharfen Bremsen eher als PKW als wie ein Bus. Die Kurven können mit einer erstaunlich hohen Geschwindigkeit, für ein Auto dieser Kategorie, genommen werden. Doch durch die hohe Sitzposition empfindet man den Doblò spürbar größer und höher als einen normalen PKW. Die Grenze liegt jedoch so weit, dass sich der Doblò sogar für besseren Klamauk eignet, was normalerweise nur kompakten Stadtautos vorbehalten ist.
Die Bremsen sind auch gut für ihre Aufgabe geeignet, was sehr gut mit der aktiven Sicherheit des Doblò zusammenpasst. Der passive Teil wird von zwei Airbags, "programmierten" Knautschzonen und speziellen Pedalen, die an einer Sollbruchstelle brechen, um Fußverletzungen zu verhindern, übernommen. ABS und Seitenairbags sind optional.
Fazit
Lass' sie glotzen! Drei Tage fahren mit dem Fiat Doblò 1.2 SX lehrt, dass dieses Auto, genau wie der Multipla, außerordentlich clever konstruiert ist. Bezüglich der Preisklasse ist auch die Motorisierung tadellos. Der Doblò fährt wirklich herrlich und ist sowohl als Familienauto als auch als Geschäftswagen ein sehr vielseitiges Auto, das sich in jeder Situation einsetzen läßt. Das ist - sowie beim Multipla - nicht trotz seines Äußeres, sondern gerade dank des besonderen Aussehens.(Ivo Kroone)
- Netter Preis
- Was für ein Platz!
- Sehr gute Fahreigenschaften
- Hoher Kraftstoffverbrauch
- Mäßige Sicht im Innenspiegel
- Wirkt nicht immer gleich solide