DS No8
Angenehme Überraschung
Früher waren die DS-Modelle so französisch und so modisch, dass sie nur für echte Frankophile interessant waren. Es dauerte eine Weile, bis Außenstehende den Charme erkannten. Mit dem No8 ist das anders: Das Modell spricht sofort an und ist das erste, das von einer völlig neuen Generation von DS-Autos überzeugt. Ebenfalls besonders: Der No8 ist extravaganter als die bisherigen DS-Modelle und spricht dennoch ein breiteres Publikum an.

Seine ungewöhnliche Erscheinung verdankt der No8 seiner Grundform. Der No8 ist höher als eine traditionelle Limousine, aber niedriger als ein SUV. Streng genommen handelt es sich also um einen "Crossover", allerdings mit der Dachlinie eines Coupés. Die großen Räder und die kleine Glasfläche verleihen dem No8 ein robustes und muskulöses Aussehen. Die aufrechten Lamellen des Kühlergrills verleihen ihm das distinguierte Aussehen eines High-End-Autos.
DS hat jahrelang an einzigartigen Farben gearbeitet, die mit der richtigen Schattierung und dem richtigen Glanz die Linienführung voll zur Geltung bringen. Bei einer zweifarbigen Lackierung ist nicht nur die Oberseite schwarz und die Unterseite des Fahrzeugs in der gewählten Farbe. Nur die Mitte der Motorhaube hat einen kontrastierenden Farbton, die äußeren Ränder nicht. Bisher boten nur Marken aus dem absoluten Spitzensegment so etwas an, aber durch die Einfärbung des No8 mit einem Druckkopf (also nicht mit einem Farbsprühgerät) kann DS dies nun auch anbieten.
Dank des schicken Dekors sieht der No8 viel größer aus, als er tatsächlich ist. Tatsächlich ist der No8 genauso groß wie ein Tesla Model Y oder ein Ford Mustang MACH-E, aber nach seinem Aussehen zu urteilen, sieht er aus wie ein Auto aus einem viel höheren Segment. Trotzdem kostet der No8 etwa so viel wie die genannten Konkurrenten.
Innenraum und Platzangebot
Wie bei DS üblich, ist das Interieur ein wahres Kunstwerk, aber auch hier schafft es der No8, eine breitere Zielgruppe als bisher anzusprechen. Vier verschiedene Stile stehen zur Auswahl: von modisch französisch (dunkelblaues Alcantara) über klassisch britisch (braunes Leder) bis hin zu modern und weltgewandt (graues und blaues Kunstleder). Das geht aber weit über die Polsterung hinaus. Die Türverkleidungen haben beispielsweise mehrere lasergeschnittene Lautsprechergitter, die wie Kunstwerke wirken. Der Mitteltunnel besteht aus zwei Ebenen, wobei die obere Ebene ebenfalls mit ungewöhnlichen Mustern versehen ist und den No8 als echtes Premiumprodukt präsentiert.
Dank der überdurchschnittlichen Bauweise ist auch der Einstieg etwas höher als der Durchschnitt. Die Vordersitze sind nur begrenzt höhenverstellbar, daher ist der Sitz höher als in einer Limousine und niedriger als in einem SUV. Die diagonalen Speichen des Lenkrads sehen sehr originell aus, erschweren aber eine perfekte Zehn-gegen-Zwei-Position. Die Sitzposition und der Griff am Lenkrad erfordern daher eine gewisse Eingewöhnung des Fahrers.

Wegen der niedrigen Dachlinie hat DS die hinteren Sitze etwas mehr zurückgelegt als die Vordersitze, so dass das Platzangebot auch im Fond ausreichend ist. Wegen der Batterien unter dem Boden ist der Platz für die Füße der Fondpassagiere jedoch mäßig. Der Kofferraum ist tief und breit, aber nicht hoch. Unter der Motorhaube gibt es leider keinen zusätzlichen Stauraum ("Frunk").
Ausstattung
Trotz des extravaganten Designs ist die Ergonomie durchdacht. DS hat sich für ein schlankes Display in der Mitte des Armaturenbretts entschieden. Das Layout des Audio-, Kommunikations- und Navigationssystems wurde entsprechend angepasst, so dass so viele Informationen wie möglich nebeneinander angezeigt werden. Dank einer Verknüpfung mit ChatGPT hat der Fahrer jederzeit Zugriff auf einen intelligenten Assistenten. Wer das nicht möchte, kann einen "Privacy Mode" einschalten, der die Kommunikation mit der Außenwelt vorübergehend unterbricht. Und so soll es auch sein: Der DS bietet Funktionen an, und es liegt in der Hand des Nutzers, ob diese aktiv sind oder nicht.
Natürlich ist das Design der Menüs ganz im Stil des restlichen Fahrzeugs gehalten. Eine nette Geste: Wenn man die Farbe der Armaturenbrettbeleuchtung ändert, färben sich die Menüs und die "Grafiken" auf dem zentralen Display mit.

Wie bei DS üblich, stammt das Audiosystem vom französischen Spezialisten Focal. Der Klang ist klar und tadellos, so dass er nicht schnell ermüdet (wenn Filter und Dynamikmodus ausgeschaltet sind).
Elektroauto
Der No8 soll ein Luxusauto für lange Fahrten sein. Deshalb hat DS viel Arbeit in die Stromlinie gesteckt. Das sorgt für weniger Fahrgeräusche und einen geringeren Kraftstoffverbrauch. Auch scheinbar dekorative Teile wie die ungewöhnliche Form der Scheinwerfer und die eng anliegenden Radkästen tragen zur günstigen Stromlinienform bei.
DS bietet eine Auswahl von zwei Batterien für eine normale (572 km) oder extra große (750 km) Reichweite. Außerdem gibt es die Wahl zwischen Frontantrieb (245 PS) und Allradantrieb (350 PS). Da der No8 sehr schwer ist, und um den Fahrer vor sich selbst zu schützen, wird die Leistung stufenweise aufgebaut. Auf dem Papier ist die Version mit Allradantrieb viel schneller als die Version mit Frontantrieb, aber in der Praxis ist der Unterschied gering. Die Version mit Zweiradantrieb fühlt sich leichter an und ist daher vorzuziehen.

Außerdem ist der Verbrauch des No8 mit Allradantrieb besonders hoch (Testverbrauch 22,3 kWh / 100 km), während die Version mit Zweiradantrieb fast unrealistisch sparsam ist (Testverbrauch 14,3 kWh / 100 km). Dieser niedrige Verbrauch sorgt für eine große Reichweite (750 km auf dem Papier, 645 km in der Praxis). Wegen der billigen chinesischen Pendants entscheidet sich DS für die 400-Volt-Technologie. Das hat zur Folge, dass die Batterie weniger schnell geladen werden kann (maximal 160 kW), aber der Preis ist wettbewerbsfähig. Für Autozine ist dies eine kluge Entscheidung, denn in der Praxis werden Elektroautos aufgeladen, wenn sie lange geparkt sind, und eine Schnellladung ist nur bei ungewöhnlich langen Fahrten erforderlich.
Um den Verbrauch weiter zu senken, kann der Fahrer in drei Stufen steuern, wie stark der No8 beim Loslassen des Gaspedals abbremst und damit wie viel Energie beim Bremsen und Ausrollen zurückgewonnen wird. Darüber hinaus ist ein Ein-Pedal-Modus verfügbar. Dann reicht es aus, das Pedal zum Beschleunigen tiefer zu treten und zum Bremsen (auf Wunsch bis zum Stillstand) wieder loszulassen. Das ist in der Praxis leicht zu dosieren, geht also nicht auf Kosten des Komforts. Sehr clever: Auch bei voller Batterie bremst der No8 über den Motor, so dass die Reaktion auf das Gaspedal immer die gleiche ist.
Fahrverhalten
Mit der Einführung des No8 bietet DS nur noch Elektroautos an, so dass die Plattform für das elektrische Fahren optimiert werden konnte. Das spiegelt sich in der Stromlinienform, der Schalldämmung, der Feinabstimmung der Mechanik und damit in den Fahreigenschaften wider. Das Fahrverhalten ist vielleicht die größte Überraschung bei dieser Vorstellung des neuen DS-Flaggschiffs!

Weil der No8 größer aussieht als er ist, fühlt sich das Auto überraschend agil an. Gleichzeitig versucht DS nicht, das hohe Gewicht des Wagens zu verschleiern. Der No8 fühlt sich schwer an (in der Version mit Allradantrieb noch mehr als in der Version mit Zweiradantrieb) und lädt daher definitiv nicht zu sportlicher Fahrweise ein. Im Gegenteil, wenn die Elektronik ihren Job machen kann (klare Sicht für die Kamera, die die Fahrbahnoberfläche liest / moderate Geschwindigkeit), macht der No8 das Fahren leicht, und das sorgt für das überlegene Gefühl, das mit einem solchen Auto einhergeht.
Fazit
Das Kennenlernen des DS No8 war eine angenehme Überraschung. Das neue Flaggschiff von DS Automobiles sieht nicht nur außergewöhnlich aus, sondern übertrifft auch mit seinen anderen Eigenschaften die Erwartungen. Weil der No8 viel größer und stattlicher aussieht, als er ist, ist dieser Crossover unerwartet wendig. Dabei setzt DS ausdrücklich auf Ruhe und Komfort. Der No8 ist sehr leise, fährt mit Leichtigkeit und hat einen großen Aktionsradius, was für ein überlegenes Gefühl sorgt.
Dank des besonderen Designs von Exterieur und Interieur haben die Insassen stets das privilegierte Gefühl, etwas Besonderes zu fahren. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen ist der No8 reifer, kultivierter und gleichzeitig noch stilvoller. Der No8 ist weniger französisch als früher und weltoffener, um eine breitere Zielgruppe als nur Frankophile anzusprechen.
Dank des durchdachten technischen Designs ist der Preis wettbewerbsfähig. So kann das No8 sowohl mit deutschen Premiummarken als auch mit chinesischen Newcomern konkurrieren.
- Äußerst komfortabel
- Konkurrenzfähiger Preis
- Unverwechselbares Aussehen
- Sehr hoher Verbrauch bei der Allradversion
- Unbequeme Körperhaltung hinter dem Lenkrad
- Fühlt sich schwer an (insbesondere AWD-Version)