Datum der Veröffentlichung: 19 Mai 2021
DS 9
Autotest

DS 9

Personalisiert wie ein Maßanzug

Autotest - DS ist eine neue französische Automarke, die sich von der Welt der Mode inspirieren lässt. Bislang produzierte DS hauptsächlich Kleinwagen. Dabei hat sie bereits gezeigt, dass die Verschmelzung zweier Welten funktioniert. Allerdings sind Kleinwagen mit Einschränkungen verbunden. Jetzt geht DS mit einem echten Flaggschiffmodell einen Schritt weiter: der DS 9. Wozu ist DS in der Lage, wenn die Beschränkungen aufgehoben werden? Und kann sich diese junge Marke im Premiumsegment etablieren?

Die wichtigste Nachricht ist: Der DS9 ist kein SUV! Und das gibt den Ton an: Es geht um Luxus und nichts als Luxus. So wie ein Model auf dem Laufsteg eher in High Heels als in Stiefeln auftritt, macht es auch Sinn, dass das Flaggschiff von DS kein Luxus-SUV ist. Um es technisch auszudrücken: Ein niedriges Auto ist leiser, weil es einen geringeren Luftwiderstand hat, und stabiler, weil es einen niedrigeren Schwerpunkt hat.

DS 9

Die Form ist modern und stromlinienförmig, aber was eine DS wirklich besonders macht, ist die Verarbeitung. So erstreckt sich das Logo auf der Nase über die Motorhaube in einer verchromten Linie, die mit einem Rautenmuster (wie bei Luxusuhren) versehen ist. Wie bei der ersten (Citroën) DS von 1955 sind die hinteren Blinker in die Linie integriert, die entlang des Daches verläuft und an der Heckscheibe endet.

Sammlungen

Bei der Ausstattung und Dekoration spricht DS nicht von "Versionen", sondern von "Kollektionen" (wie in der Mode). "Rivoli" (nach einem Pariser Stadtteil) steht für Luxus, mit leuchtenden Farben, viel Leder, besonderen Nähten und Akzenten, wie sie auch bei Kleidung verwendet werden. Wie diese ausfällt, hängt jedoch stark vom gewählten Farbton ab. Ein Rivoli mit schwarzer Lederausstattung erinnert an einen zwielichtigen französischen Nachtclub, während der Testwagen mit weinroter Innenausstattung tatsächlich eine Assoziation mit der von DS angestrebten Modewelt weckt.

DS 9
DS 9

Für diejenigen, denen die Rivoli-Version zu viel des Guten ist, gibt es die "Performance"-Version. Dieses Modell mit glattem Alcantara spricht eher den europäischen Käufer an, während die extravagantesten Versionen hauptsächlich für China bestimmt sind.

Weltraum

Mit einer Länge von 493 cm liegt die DS 9 zwischen zwei Segmenten. Der DS 9 ist größer als ein durchschnittlicher Geschäftswagen (Mercedes-Benz C-Klasse, Audi A4), aber nicht so groß wie eine echte Limousine (Mercedes-Benz E-Klasse, Audi A6). Dank des Radstandes von knapp 3 Metern ist das Platzangebot im Innenraum hervorragend. Im Fond ist viel Beinfreiheit vorhanden. Außerdem lässt sich der Beifahrersitz mit einem Knopf an der Seite einfach nach vorne schieben, um aus viel Beinfreiheit viel Beinfreiheit zu machen.

Je nach Ausführung sind im Fond eine individuell regulierbare Klimaanlage und Sitze mit Massagefunktion zu finden. Kurzum, DS sieht den 9er auch als mögliches Chauffeursauto.

Ausrüstung

Die Ausstattung entspricht in etwa der des anderen großen Modells von DS: dem DS 7. So steht ein modernes Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem zur Verfügung, dessen Menüs ebenso kreativ und einzigartig gestaltet sind wie der Rest des Fahrzeugs. Optional können Sie sich auch für ein Audiosystem des französischen Spezialisten Focal entscheiden. Der Klang ist kristallklar, schön im Raum verteilt, aber gedämpft.

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Ungewöhnlich, aber nicht weniger nützlich, ist die Nachtsichtkamera. Das Bild davon erscheint auf dem Display hinter dem Lenkrad, das in der Regel die Geschwindigkeit anzeigt. Sobald ein Radfahrer, Fußgänger oder Tier erkannt wird, erscheint das Bild der Nachtsichtkamera an prominenter Stelle. Dicke rote Umrisse machen die Gefahr noch deutlicher. Natürlich kann der DS 9 auch beim Bremsen, Lenken und Beschleunigen helfen. Das ist auffällig, aber gleichzeitig so dezent, dass es nie als störend empfunden wird.

Antrieb

Der DS 9 verfügt über einen Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang, der wahlweise 225, 250 oder 360 PS leistet. Zunächst wurde die 225-PS-Variante gefahren. Dank des Elektromotors bewegt er sich mühelos, sanft und natürlich flüsterleise. Danach können etwa 30 km (48 km laut Broschüre) rein elektrisch gefahren werden, danach übernimmt der Benzinmotor. Bei vielen Plug-in-Hybriden fühlt sich das wie ein Verlust an, aber der DS 9 bleibt fast genauso leise und anmutig

Das heißt, solange die Fahrt ruhig und reibungslos verläuft. Wenn der Benzinmotor sich anstrengen muss, ist allerdings ein Motorengeräusch zu hören, und da es sich um einen relativ kleinen Motor (2,0-Liter-Vierzylinder) handelt, hat er nicht den tiefen Klang, der zu einem solchen Auto gehört. Die Leistung steht dem in nichts nach; selbst das "Einstiegsmodell" mit 225 PS/360 Nm ist spritzig und lebendig.

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Zum Vergleich wurde auch die 360-PS-Version gefahren. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist der Unterschied kaum spürbar, aber wenn man das Gaspedal tiefer durchdrückt, hat diese sportlichere Version deutlich mehr Kraft. Wenn das Gaspedal dann entschlossen durchgedrückt wird, ist dieser stattliche französische Wagen sogar richtig schnell. Außerdem: Die 225- und 250-PS-Varianten haben Frontantrieb und lassen sich leicht zum Durchdrehen der Räder verleiten. Der "E-Tense 360" verfügt über einen Allradantrieb und kann daher seine Kraft unter verschiedenen Bedingungen besser entfalten.

Wie bei jedem anderen Plug-in-Hybrid hängt der tatsächliche Verbrauch von der Häufigkeit des Aufladens ab. Wer treu alle 30 bis 40 km auflädt, verbraucht kein Benzin. Je weniger geladen wird, desto höher ist der Verbrauch.

Straßenlage

Die ursprüngliche DS aus den 1950er Jahren verdankte ihren Erfolg unter anderem einem einzigartigen Federungssystem. Aufgrund der Komplexität und der damit verbundenen Kosten sind ähnliche Systeme heute nur noch in den größten und teuersten Fahrzeugen zu finden. Außerdem wird es bei sehr schweren (Elektro-)Autos verwendet, die es aktiv nutzen können, um ihr (Über-)Gewicht zu verschleiern.

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Dennoch behauptet DS, dass es den Komfort von früher mit einer einfacheren Technologie erreichen kann. DS verwendet zwar herkömmliche Stahlfedern, doch diese sind einstellbar. Ein Computer tastet die Fahrbahn vor dem Auto ab (nur im Modus "Comfort"). Noch bevor eine Unebenheit beseitigt werden muss, kann die Federung daher so eingestellt werden, dass sie mit den Unebenheiten der Fahrbahn am besten zurechtkommt. Das Besondere: Wie die ursprüngliche DS hat auch diese moderne Variante vorne eine größere Spurbreite als hinten, um eine ideale Kombination aus Stabilität und Agilität zu erreichen.

In der Praxis führt dies zu einem einzigartigen Gleichgewicht zwischen Komfort und Kommunikation. Manche Luxusautos schaffen eine solche Distanz zwischen Fahrer und Technik, dass der Fahrer kaum noch am Fahren beteiligt ist. Umgekehrt macht ein Zuviel an Kommunikation das Fahren mühsam. Nur in schnellen Kurven benimmt sich die "9" daneben und stützt sich dann auf ein Bein. In allen anderen Fällen ist die DS hingegen groß, leistungsfähig und stabil. Dabei verhält sich der DS 9 wie ein guter Butler: Er macht das Leben leichter, aber der Chef hat immer die Kontrolle.

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Schlussfolgerung

Wozu ist DS in der Lage, wenn es keine Einschränkungen gibt? Nicht viel mehr, als die Marke jetzt mit ihren bestehenden Modellen gezeigt hat! Technisch gesehen bietet der DS 9 nichts Neues. Der große Unterschied ist, dass der Ansatz von DS in einem größeren Modell viel besser zur Geltung kommt. Dabei sind Dinge wie Schalldämmung und Materialien auf einem noch höheren Niveau.

Der größte Mehrwert des DS 9 liegt in seiner Haptik. Ein hochwertiges Auto wird nicht als einfaches Transportmittel von A nach B gewählt, sondern als Traumauto oder als Statussymbol. Wenn es um Kleidung, Aussehen und Image geht, hat die DS 9 viel zu bieten. Technisch steht der DS 9 der Konkurrenz nicht nach, aber der Stil ist völlig anders und spricht damit eine neue Zielgruppe an. Kurz gesagt: Wenn DS passt, trage es!

plus
  • äußerst komfortabel
  • Unverwechselbares Design
  • Reichhaltige, moderne Ausstattung
minus
  • (noch) nicht als 100%iges Elektroauto erhältlich
  • Kann die Energie in der Batterie nicht automatisch optimal auf die Strecke verteilen