Datum der Veröffentlichung: 5 Februar 2015
Nissan Motor Museum
Automuseum

Nissan Motor Museum

Grüße aus Yokohama

Automuseum - Wer in den Urlaub nach Yokohama (Japan) fährt, kann selbstverständlich die üblichen Touristenattraktionen wählen. Yokohama verfügt über einen großen Freizeitpark, viele Denkmäler, ein Museumsschiff, das höchste Gebäude in Japan und die größte "China Town" außerhalb Chinas. Für Autofans hat Yokohama aber noch eine Attraktion: die Nissan-Fabrik. Autozine hat sich da mal umgesehen.

1933 eröffnete Nissan, damals noch "Jidosha Seizo" genannt, sein erstes Büro. Das Büro war in Yokohama, da dort viel Land zur Verfügung stand und weil Yokohama über eine gute Anbindung an den Hafen und das Hinterland verfügt. Nissan expandierte rasch, und neue Grundstücke und Gebäude wurden erworben.

Mittlerweile erstreckt sich die Fabrik über 537.000 m2 und beschäftigt rund 3.400 Mitarbeiter. Das historische Büro jedoch ist erhalten geblieben und dient nun als Museum. Allerdings handelt es sich dabei nicht einfach um ein weiteres von vielen Automuseen! Im angrenzenden Werk baut Nissan nämlich lediglich Motoren, und darum zeigt dieses Museum die Geschichte der Nissan-Motoren.

Nissan Motor Museum

Museum

Unmittelbar hinter dem Eingang befinden sich die Motoren, die Nissan selbst baut (Motoren mit einer Kapazität von weniger als 1,6 Litern werden häufig von Dritten erworben), ordentlich in einer Reihe. Sogar an die elektrischen Motoren, Nissans aktuelles Flaggschiff, wurde gedacht. Jedoch liegt der Schwerpunkt bei Verbrennungsmotoren. Mit Hilfe mehrerer interaktiver Modelle wird veranschaulicht, wie ein solcher Motor funktioniert.

Es wird erklärt, wie Nissan und Nissans Technik sich entwickelten. Der erste Nissan-Motor stammt aus dem Jahr 1935 und durfte aufgrund des geringen Volumens von 722 cc ohne Führerschein gefahren werden. 1953 wurden Motoren in Lizenz gebaut, und Nissan lernte vom britischen Austin. Im Laufe der Jahre wurden die Motoren stärker und gleichzeitig effizienter; Nissan entwickelte sich in dieser Zeit sogar zu einem wahren Pionier auf dem Gebiet der Antriebstechnik.

Nissan Motor Museum

Auch hier veranschaulichen interaktive Komponenten die Technik. Der Besucher kann selbst den Einfluss einer Ausgleichswelle spüren, oder erfahren, um wie viel leichter der Motor läuft, wenn leichtgewichtige Bauteile verwendet werden.

Der Kurator des Museums, Herr Maeda, erklärt mit viel Leidenschaft, was die verschiedenen Motoren so besonders macht. Oft handelt es sich dabei nur um technische Entwicklungen, aber manchmal auch um spezifische Aufgaben. So baute Nissan irgendwann ein Lernfahrzeug für den ehemaligen Kaiser von Japan, der dann so begeistert war, dass er Nissan einen Spezialmotor für ein Parade-Auto bauen ließ. Dieser einzigartige Motor wurde speziell für die extrem niedrige Geschwindigkeit, die während einer Parade erreicht wird, entwickelt.

Nissan Motor Museum

Fabrik

Falls gewünscht, wird ein Besuch im Automuseum durch einem Besuch der Fabrik ergänzt. Buchstäblich auf der anderen Straßenseite befindet sich Nissans heutiges Motorwerk. Ein durchschnittlicher Motor besteht aus 400 Teilen, aber nur einige davon werden an Ort und Stelle hergestellt. Der Rest wird von Unternehmen in der Region eingekauft. Die Komponenten, die in Yokohama hergestellt werden, sind große Teile, wie beispielsweise der eigentliche Motorblock, die Kolben und die Zylinderkopfabdeckungen.

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In der großen Fabrik werden alle Teile zu einem kompletten Motor montiert. Jeder Schritt des Produktionsprozesses wird von Robotern gesteuert, um Abweichungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Nissan Motor Museum

Reinraum

Nur ein einziger Motor wird auf andere Weise hergestellt: In Yokohama wird nämlich auch der Motor für Nissans Supersportwagen GT-R gebaut. In diesem Teil der Anlage gelten ganz andere Vorschriften.

Anstelle von Computern und Robotern sind es Menschen, die von Hand einen Motor zusammenstellen und die Feinabstimmung vornehmen. Außerdem findet die Produktion in einem so genannten "Reinraum" statt, in welchem Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant gehalten werden. foto_key=22089

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Nur die Allerbesten der besten Schüler von Nissans eigener Schule für Techniker kommen dafür in Frage, zum "Takumi" oder Großmeister unter den Motorenbauern ausgebildet zu werden. Derzeit hat Nissan nur vier Takumi, die am GT-R arbeiten.

Nach Gefühl und Gehör (!) arbeiten sie mit Margen von Mikrometern, die nicht einmal vom allerfeinsten Messgerät gemessen werden können. Ein paar Mikrometer mehr oder weniger Freiraum im Herzen des Motors können jedoch bei einem Kraftpaket wie dem GT-R einen großen Unterschied bedeuten.

Nissan Motor Museum

Jeder Motor wird intensiv getestet, wobei der Turbo anfängt rot auf zu glühen. Um keine Energie zu verschwenden, treibt der Motor während eines Probelaufs einen Generator an, der ein Teil des Stroms für die GT-R Fabrik erzeugt.

Erst nachdem der Motor alle 33 (!) Tests erfolgreich bestanden hat, befestigt der verantwortliche Takumi ein Schild mit seinem Namen auf dem Motor. Auf diese Weise bleibt er immer verantwortlich für seine Arbeit. Auf die Frage an Takumi Kurosawa, ob er jemals eine Beschwerde über seine Arbeit erhielt, antwortete er lachend: "Nein, nur Komplimente."

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Fazit

Die japanische Stadt Yokohama, ein Vorort von Tokio, bietet viele Attraktionen für Touristen. Für Auto-Enthusiasten ist die Nissan-Fabrik definitiv eine davon. Das Motorenmuseum gewährt einen aufschlussreichen Blick in die Geschichte von Nissan und insbesondere der Technik. Die meisten Informationen dazu sind in Japanisch und Englisch erhältlich.

Auf Anfrage ist es auch möglich, die benachbarte Nissan Motor-Fabrik zu besichtigen. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nur um ein Motorenwerk handelt, nicht um eine spektakuläre Autofabrik. Außerdem werden die Besucher mit Nachdruck vom Geschehen ferngehalten; man kann nur von einer Erhöhung aus zusehen.

Wer einen Nissan GT-R kauft, kann auf ganz besonderen Wunsch Zeuge vom Bau des Herzens seines neuen Autos werden. Während die übrigen Motoren von Computern und Robotern zusammengesetzt werden, ist der Bau eines GT-R-Motors eher wie die Schaffung eines Kunstwerks. Rein nach Gefühl wird jeder Motor perfekt ausbalanciert und mit einer guten Feinabstimmung zu einer Visitenkarte für Yokohama.