Audi RS6 Avant
Wüstling im Maßanzug
Der Motor des Audi RS6 Avant ist genau so stark wie der des Sportwagens. Die Verpackung ist aber ganz anders: Der RS6 Avant ist ein großer praktischer Kombi. Bescheiden ist der RS6 Avant sicherlich nicht. So hat das Auto eine "kräftige" Statur. Zusammen mit den 20-Zoll-Felgen und den riesigen Auspuffrohren auf der Rückseite wird deutlich, dass dies nicht nur ein durchschnittlicher Audi A6 ist.
Ein nettes Detail: die verfügbaren Farben sind alle nach berühmten Rennstrecken benannt. Das Testauto ist z. B. Suzuka-Grau (nicht weiß!).
Ausstattung
Weil der RS6 der ultimative Audi A6 ist, wird das Auto standardmäßig mit allen Möglichkeiten ausgestattet, die bei den anderen Modellen nur optional sind. Dazu gehören zum Beispiel das teure B&O Audiosystem, Ledersitze, Kameras vorne und hinten sowie das "Audi MMI". Dieses "Multi Media Interface" kombiniert Audio, Video, Navigation, Kommunikation und sogar Internet. Die Bedienung ist aber sehr gewöhnungsbedürftig, da Audi sich weigert, mit Touchscreens zu arbeiten.
Die Heckklappe wird elektrisch betrieben und ermöglicht den Zugriff auf einen maximal 1.680 Liter großen Laderaum. Hinten ist ausreichend Platz, aber durch die großen Sportsitze etwas weniger als im alltäglichen A6 Avant.
Sturm
Die luxuriöse Ausstattung, die feinen Materialien und reichlich Raum machen schon das Platznehmen im RS6 zu einer privilegierten Sensation.
Wenn der Knopf gedrückt wird, um den Motor zu starten, ist es, als ob ein Gewitter naht: In der Ferne ist ein tiefes Donnern zu hören. Soeben wurde ein 4,0-Liter-Achtzylinder-Motor zum Leben erweckt, mit 560 PS / 700 Nm, die unwillkürlich für Spannung sorgen.
Jedoch lässt sich der RS6 Avant auf Wunsch wie eine Limousine fahren. Schon bei einer sehr niedrigen Drehzahl ist viel Leistung verfügbar, wodurch der RS6 sehr leise sein kann. Außerdem ist bei einem ruhigen Fahrstil die verfeinerte Mechanik spürbar. Genau wie bei einer Limousine wird ein behutsamer Fahrstil mit viel Ruhe belohnt.
Dies ist teilweise auf das neue Achtgang-Automatikgetriebe zurückzuführen. Der achte Gang ist eine wahrer "Overdrive", der die Drehzahl auf der Autobahn sehr niedrig hält. Das kommt dem Verbrauch und dem Komfort zu Gute.
Zur Illustration: Bei 120 km/h sind es nur 1.500 rpm. Bei 180 km/h zeigt die Nadel etwas mehr als 2.500 rpm an, was sich immer noch wie ein Spaziergang anfühlt. Sicherlich trägt auch die Skala des Tachos, die bis 300 km/h geht, zu dem Gefühl bei, nur einen kleinen Teil der Leistung zu nutzen.
Dank der neuen Achtgang-Automatik, der Gewichtsreduktion, eines Start-/Stopp-Systems und der Energierückgewinnung ist der neue RS6 bedeutend effizienter (das Word 'sparsamer' ist hier fehl am Platz) als die vorherige Generation. Im niedrigen und mittleren Last- und Drehzahlbereich werden vier von den acht Brennkammern stilllegt. Dank dieser Maßnahmen wurden bei der Testfahrt inklusive Höchstgeschwindigkeitstests 12,2 Liter pro 100 km verbraucht. Laut Herstellerangaben liegt der Durchschnittsverbrauch bei 9,8 Litern pro 100 km.
Leistung
Wird das Auto jedoch so gefahren, dass die 560 PS einen Sinn ergeben, zeigt der RS6 eine Aggression, die einen Fußball-Hooligan erblassen ließe. Die beiden Turbos werden zum Leben erweckt, und der RS6 schießt dem Horizont entgegen. Dank des Quattro-Allradantriebs wird die Leistung ohne durchdrehende Reifen auf den Asphalt übertragen. Der RS6 beschleunigt daher geradewegs und ohne Drama.
Der Sprint von 0 auf 100 braucht 3,9 Sekunden; eine Zeit für die sich selbst Supersportwagen nicht zu schämen bräuchten. Auch bei Geschwindigkeiten weit über 200 km/h beschleunigt der RS6 immer noch sehr aggressiv. Der Testwagen wurde auf 305 km/h begrenzt, den Technikern nach schafft der Motor mehr als 350 km/h. Dank der (optionalen) 10 kg leichteren keramischen Bremsen ist das Bremsen ebenso spektakulär wie das Beschleunigen.
Straßenlage
Nicht nur die Leistung, sondern auch die Straßenlage trägt dazu bei, dass der RS6 vielen Sportwagen fast unbemerkt davon fährt. Wiederum durch den Quattro-Allradantrieb ist das Gefühl im Lenkrad sehr gut. Dem Fahrer vermittelt es sehr genau, was sich zwischen den (nach Maß angefertigten) Reifen und dem Asphalt abspielt. Trotz der reduzierten Chassishöhe und dem großen Felgenmaß ist das immer noch sehr komfortabel.
Nachdem ein gewisser Widerstand überwunden wurde, ist die Lenkung für ein Auto wie dieses ungewöhnlich direkt. Dann fühlt man, wie sich die extrem breiten Reifen in der Kurve festbeißen und die G-Kräfte die Insassen hart in die Sitze drücken.
Der Unterschied zu einem "echten" Sportwagen ist letztendlich das Erlebnis. Auf der Rennstrecke sind Sportwagen dank ihrer Stromlinienform und dem Mittelmotor ganz klar im Vorteil. Auf der Straße ist dieser Unterschied viel kleiner; dort ist der RS6 dank seiner praktischen Möglichkeiten im Vorteil. Auch sein Design ist eher dezent. Wer aber schon einmal eine Probefahrt mit dem RS6 gemacht hat, weiß, dass der äußere Schein trügt. Trotz seines Maßanzugs ist der RS6 in der Lage, kräftig auszuteilen.
Fazit
Audi stellt den neuen RS6 Avant vor. Wie bei den vorherigen Generationen sieht der RS6 aus wie ein schicker Kombi, aber er ist in Wirklichkeit ein imposanter Sportwagen. Diese neue Generation überzeugt noch mehr mit dem besten aus zwei Welten.
Wenn man darf und kann, nähern sich die Leistungen des RS6 denen eines reinrassigen Sportwagens. Im Sprint auf einer geraden Strecke ist der RS6 sehr schnell. In den Kurven greift er phänomenal gut.
Die Aggression macht innerhalb eines Sekundenbruchteils Platz für Ruhe und Komfort. Die Ausstattung enthält alles, was Audi an Luxus und Sicherheit zu bieten hat, und so kann man dieses Auto auch dann genießen, wenn man langsamer fährt. Bei einem ruhigen Fahrstil ist der RS6 Avant genauso raffiniert und komfortabel wie eine Limousine.
- Extrem schnell
- Sehr luxuriös
- äußerst komfortabel
- Kopfstützen zu niedrig
- Sehr großer Wendekreis
- Anschluß iPhone nur mit Adapterkabel