Datum der Veröffentlichung: 15 Februar 2023
Alfa Romeo Tonale
Autotest

Alfa Romeo Tonale

Hybrid mit Herz und Seele

Autotest - Große Neuigkeiten bei Alfa Romeo! Nachdem es lange still um den italienischen Autobauer war, ist es nun Zeit für ein völlig neues Modell. Dabei handelt es sich nicht um einen exklusiven Sportwagen, der nur wenigen privilegierten Käufern zugänglich ist, sondern um ein Auto im derzeit beliebtesten Segment: ein mittelgroßer SUV. Das Besondere an diesem SUV: Er ist in mehr als einer Hinsicht ein Hybrid.

Es war schon seit einiger Zeit bekannt, dass der Tonale auf dem Weg war, denn er wurde erstmals als Konzeptfahrzeug auf dem Genfer Autosalon 2019 gezeigt. Dabei handelte es sich um einen atemberaubenden dreitürigen SUV mit so sinnlichen Linien, dass so mancher Enthusiast bereits eine Bestellung aufgeben würde, ohne den Preis oder die Spezifikationen zu kennen.

Alfa Romeo Tonale

Jetzt, wo das endgültige Serienmodell enthüllt wurde, ruft es gemischte Gefühle hervor. Von den begehrenswerten Linien des Konzeptfahrzeugs ist wenig übrig geblieben. Obwohl das Serienmodell über "versteckte" Hecktüren verfügt, fehlt ihm doch das Aussehen eines Coupés. Mit anderen Worten: Die Harmonie des Konzeptfahrzeugs geht im Serienmodell verloren. Für eine Marke, bei der es um Emotionen und Erlebnisse geht, ist das ein Rückschlag. Aber: Weil Alfa Romeo sich für die Funktionalität entschieden hat, wird der Tonale besser auf die Wunschliste der Durchschnittsfamilie passen.

Raum und Ausstattung

Innen ist der Tonale ein echter Alfa Romeo mit extravaganten Formen und viel Dekoration. Was den Tonale zu einem echten Alfa Romeo macht, sind seine vielen Details. Von außen sind das die italienischen Flaggen in den Außenspiegeln. Innen sind es die runden Gehäuse um die Uhren, die digitale Animation der analogen Tageskilometerzähler und der nostalgische Blinklicht-Sound.

Alfa Romeo Tonale
Alfa Romeo Tonale

Die Sitze sind groß, aber auch fest und sportlich. Das Lenkrad ragt tief in den Innenraum hinein, wie bei Sportwagen. Das Platzangebot vorne ist gut. Der Platz im Fond ist mäßig (für ein Auto dieser Größe).

Der Tonale ist der erste Alfa Romeo, der ein völlig neues Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem verwendet, das auf der Technologie von Jeep basiert. Seine Funktionalität ist gut und die Reaktionszeit kurz.

Gleichzeitig fällt auf, dass es sich um eine erste Version handelt. Der sprachgesteuerte Assistent gibt zum Beispiel an, dass er Nachrichten senden kann, aber wenn man ihn bittet, eine Nachricht zu senden, sagt ihm das System, dass dieser Befehl nicht existiert! Das Pairing eines iPhones mit einem Kabel über Apple CarPlay ist mühsam. Manchmal klappt es sofort, bei anderen Fahrten blieb das System minutenlang im "Verbindungsaufbau" stecken oder stellte überhaupt keine Verbindung her. Glücklicherweise kann das Infotainment-System Updates über das Internet empfangen, so dass man darauf warten kann.

Hybride

Damit der Tonale mehr als nur ein Auto für Exoten ist, stehen ausschließlich Hybridmotoren auf dem Programm. Dabei handelt es sich um einen Mild-Hybrid (kurze Unterstützung durch einen Elektromotor bei Bedarf), einen Parallel-Hybrid (kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen) und einen Plug-in-Hybrid. Alle Varianten gewinnen beim Bremsen Energie zurück. Nur der Plug-in-Hybrid (auch "PHEV" für "Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeug" genannt) kann auch per Kabel aufladen und dank seiner viel leistungsfähigeren Batterie auch ganze Strecken elektrisch zurücklegen.

Alfa Romeo Tonale

Wie jeder moderne Alfa Romeo verfügt auch der Tonale über eine "DNA"-Taste, mit der sich der Charakter des Fahrzeugs bestimmen lässt. Bisher stand er für "dynamisch", "neutral" und "allwettertauglich". Ab sofort steht er für "dynamic" (Benzin- und Elektromotor arbeiten für maximale Leistung zusammen), "neutral" (der Computer entscheidet, wann welcher Motor am besten eingesetzt wird) oder "Advanced Efficiency" (Schwerpunkt auf elektrischem Fahren). Obwohl die Wahl der Antriebstechnologie natürlich den Charakter des Autos beeinflusst, ist der Einfluss des DNA-Knopfes viel geringer als bisher.

Während des Kaltwettertests (ungünstig für den Elektroantrieb) konnte der Tonale 65 km im Elektromodus rein elektrisch zurücklegen. Dann aber hat der Tonale nicht den Charakter eines Elektroautos! Im Elektromodus ist der Tonale wegen des auffälligen Reifengeräusches nicht so leise wie ein typisches Elektroauto. Außerdem ist es nur möglich, automatisch über den Motor zu bremsen (und so Energie zurückzugewinnen). Das Fahren mit nur einem Pedal ist nicht möglich. Schließlich fällt auf, dass die Leistung mit dem Elektromotor allein mäßig ist.

Alfa Romeo Tonale

Wenn die beiden Motoren zusammenarbeiten, ist das Zusammenspiel harmonisch. Es ist kaum hör- oder spürbar, welcher Motor den Antrieb übernimmt, und das ist auch gut so. Im neutralen Modus ist die Leistung mehr als ausreichend, aber das war's auch schon. Erst wenn der dynamische Modus gewählt und das Gaspedal entschlossen durchgetreten wird, steht die Gesamtleistung von 280 PS / 270 Nm zur Verfügung. Auf dem Papier sind die Fahrleistungen mit einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,2 Sekunden dann hervorragend. Allerdings ist das Geschwindigkeitsgefühl gering, auch weil ein aufregender Motorsound fehlt. Wenn die Batterie leer ist und nur der Benzinmotor für Vortrieb sorgt, sind 7 Liter pro 100 km der beste erreichbare Verbrauch (durchgehend 90 a 100 km/h auf der Autobahn), und das ist relativ hoch für ein Auto wie dieses.

Straßenlage

Alfa Romeo gehört seit kurzem zu "Stellantis", dem Mutterkonzern, zu dem auch Fiat, Opel, Peugeot und Citroën gehören. Die Entwicklung des Tonale begann jedoch bereits vor dem Beitritt von Alfa Romeo zu diesem Konzern. Obwohl der Tonale in etwa so groß ist wie ein Opel Grandland oder Peugeot 3008, steht der Alfa Romeo auf einer völlig anderen Plattform.

Alfa Romeo Tonale

Und das bedeutet auch ein völlig anderes Handling! Wie man es von Alfa Romeo erwarten kann, wurde die Dynamik gewählt. Die Federung ist straff, aber keineswegs hart. Die Lenkung ist ausgesprochen direkt und sorgt für einen wachen und lebendigen Charakter. Dabei gilt: Je höher die Geschwindigkeit, desto schwerer wird die Lenkung. Das sorgt für Stabilität auf der Autobahn und Agilität in der Stadt. Dennoch: In allen Fällen ist kaum ein Widerstand der Vorderräder in der Lenkung zu spüren ("Feedback"). In Kombination mit der geschwindigkeitsabhängigen Lenkung sorgt das für unberechenbare Reaktionen im Tonale.

Das Hauptziel wurde jedoch erreicht: Es gibt keinen spürbaren Unterschied durch das zusätzliche Gewicht der Hybridantriebsbatterie. In der Tat fühlt sich der Tonale kleiner und wendiger an, als er tatsächlich ist, und das macht ihn zu einem echten Alfa Romeo!

Alfa Romeo Tonale

Schlussfolgerung

Nach einer langen Zeit des Schweigens stellt Alfa Romeo ein neues Modell vor. Der "Tonale" (benannt nach einem italienischen Bergpass) ist ein mittelgroßer SUV und zielt damit auf das derzeit beliebteste Segment. Der Tonale zeichnet sich durch typisch italienisches Design und Dekor aus, sowohl innen als auch außen.

Eine Besonderheit des Tonale ist sein Hybriddesign. Das betrifft nicht nur den Antriebsstrang, sondern das gesamte Konzept des Fahrzeugs! Auch der Tonale verbindet Emotion und Vernunft, Modernes und Vertrautes, Dynamik und Komfort. Mit seinem Aufbau ist der Tonale weniger eigenwillig als traditionelle Alfa Romeos, aber genau das kann die Zukunft der Marke sichern. Das beweist: Wenn Alfa Romeo jetzt auf Hybrid setzt, dann mit Herz und Seele.

plus
  • Lebhafter Umgang
  • Moderne, vollständige Ausstattung
  • Ausgeprägter italienischer Charakter
minus
  • Lenkung zu leicht
  • Mäßiger Platz im hinteren Bereich
  • Hoher Verbrauch ohne elektrische Unterstützung