Alfa Romeo Brera
Supermodel
Es ist die scharfe Nase mit sechs böse und stechend schauenden Scheinwerfern, wodurch der Brera die ganze Aufmerksamkeit auf sich während der ersten Präsentation gezogen hat. Es ist die gedrungene Form, durch die die ganze Energie nach vorne gedrückt zu sein scheint, die diese Aufmerksamkeit in die Faszination umsetzen kann. Es ist die "muskulöse" Heckseite, die klar macht, dass der Brera mehr als nur ein schönes Gesicht ist.
Innenraum
Der Innenraum erzeugt jedoch so ein Gefühl, dass die Hersteller durch die enthusiastische Reaktion des Publikums überrascht wurden und den Brera schnell zur Produktion geschickt haben. Viele Bestandteile sind von anderem Alfa Romeo erkennbar. Er ist dadurch genauso so schön, nur weniger exklusiv. Außerdem ist der komplette Innenraum ein bisschen unordentlich.
Die Kopffreiheit ist gering und große Fahrer müssen nach einer guten Sitzposition suchen. Die Lösung ist: sich hinlegen und "Sky Window"-Dach geniessen. Dieses große Dach aus Glas ist Standard in jedem Brera, aber nur Sky Window-Ausführung ist mit elektrischem Fensterheber versehen. In der anderen Ausführung soll das Dach aus Glas nur das Äußere des Autos verschönern.
Der Platz auf der Rücksitzbank ist gleich Null. Wenn die Beifahrersitze nach vorne geschoben werden, kann ein kleines Kind auf dem Rücksitz sitzen.
Ausstattung
Die Ausstattung ist vollkommen, und alles, was man in diesem Segment erwarten kann, ist auch vorhanden. Nur der Tempomat fehlt. Die standard Parkhilfe scheint sogar überflüssig zu sein, weil im Gegensatz zu anderen Coupés der Brera leicht übersichtlich ist; wo der Heckscheibenwischer beginnt, endet das Auto.
Das optional kombinierte Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem Connect enttäuscht. Der Ton des Cd-Spielers ist zwar angemessen, aber sobald die Lautstärke größer ist, klingen die Lautsprecher, als ob sie aus Pappe gemacht wären. Das Label Soen by Bose erklärt, warum. Der Radioempfang ist mäßig. Auch das Carkit hat einen mäßigen Empfang, was in Störungen während Telefonats resultiert.
Das Navigationssystem ist nicht benutzerfreundlich und die Graphiken sind nicht besonders schön. Bei einem Auto wie dieses, kann man auch zusätzliche Aufmerksamkeit an den Bildschirm erwarten. Im Allgemeinen ist es nicht schlecht, aber Alfa Romeo beweist mit anderen Autos, das es noch besser kann.
Beauty by Association
Alfa Romeo Brera ist ein typisches Beispiel für Beauty by Association, wo das Auto so schön ist, dass jeder, der hier einsteigt, stellt es spontan fest.
Wie ein Supermodell genießt Brera jeden Tag Komplimente, hochgesteckte Daumen, unendlich lang anstarren und die notwendige Vorzugsbehandlung. Die Jungs in der Waschstrasse haben noch nie ihren Job so gut getan. Außerdem ist das einzige Auto, das man bewusst voraus im Parkhaus stehen lässt, damit jeder beeindruckende Heckseite bewundern kann.
Motoren
Die vier Auspuffrohre, die die Rückseite verzieren, lassen vermuten, dass Brera ausgezeichnete Leistungen erzielt. Aber leider geht die Form vor der Funktion, was typisch für die italienische Kultur ist. Das Testauto ist mit einem sehr bescheidenen 2.2-Liter 4-Zylinder ausgestattet. Nach der Betätigung des Startknopfes erzeugt das Triebwerk einen netten Ton, aber leider ist es kein 8- oder 12-Zylinder.
Hinsichtlich des Preises ist es nicht realistisch Wunder zu erwarten, und außerdem holt Alfa Romeo alles aus dem Vierzylinder aus, was da drin steckt (wer mehr möchte, kann sich für einen 3.2 Liter 6-Zylinder entscheiden). Der erste und zweite Gang sind extrem kurz, was verursacht, dass Brera wie ein Hase von der Stelle startet. Man muss sich zuerst daran gewöhnen, weil es das Auto ausgesprochen aggressiv macht.
Schließlich scheinen die schlau gewählten Schaltgetriebeübersetzungen die Motorkapazität optimal zu benutzen. Mit dem dritten Gang ist der Brera immer noch ein flottes Auto, aber es wird immer mehr Komfort betont. Der 6.Gang ist ausgezeichnet auf der Autobahn, wo man mit relativer Ruhe angenehm viele Kilometer machen kann. Trotzdem bleibt der Verbrauch hoch im Verhältnis zu erzielten Leistungen.
Straßenlage
Die Straßenlage ist typisch diese eines Alfa Romeo. Mit einem ruhigen Fahrstill ist Brera ein sehr gutes Coupé, aber das Fahrvergnügen ist nicht viel größer wie das anderer Autos. Die Lenkung ist direkt und angenehm schwer, wodurch das Auto ausgezeichnet kontrollierbar ist. Die Straßenlage ist ausgezeichnet.
Alfa Romeo hat einen angenehmen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort gefunden. Nur beim scharfen Bremsen kann Brera etwas neigen. In den meisten Fällen ist das Fahrgestell zu mehr fähig als das Triebwerk.
Fazit
Ein Supermodell ist noch schöner als ein Fotomodell. Aber dieser Sternstatus macht ein Supermodell nicht intelligenter, beweglicher oder freundlicher als ein anderes. Das gleiche Gefühl erzeugt Alfa Romeo Brera auch. Das Auto ist unglaublich schön. Aber Brera fährt nicht viel besser als andere Autos. Das Auto hat absolut keinen echten Nachteil.
Wie jeder Alfa Romeo auch Brera ist eine gelungene Kombination aus der Sportlichkeit und dem Komfort. In der Basisausführung ist Brera zwar schnell, aber nicht superschnell. Die Straßenlage ist sehr gut, aber nicht außergewöhnlich. Technik ist modern, aber nicht revolutionär. Kurz: wer einen Alfa Romeo Brera kauft, kauft wahrscheinlich keinen Supersportwagen, aber mancher wird sich als glücklich bezeichnen, jeden Tag mit so einem Supermodell unterwegs dürfen zu sein(Ivo Kroone).
- Schön ... und schnell
- Schön ... und sportlich
- Schön ... und komfortabel
- Wenig Kopffreiheit
- Mäßiges Audio- und Kommunikationssystem
- Nicht überzeugend als das Feinste, das Alfa Romeo zu bieten hat