Peugeot 206 SW
Arbeitsfreude
Bürogeräte sind praktisch. Man kann im Büro ganz einfach ein Fax versenden, ein schneller Internetanschluss in der Firma ist prima, um ein Spiel herunterzuladen, der Kopierer dient außerhalb der Dienstzeiten als Drucker für die Vereinsbroschüre und Anrufe in's Ausland auf Kosten der Firma ist kaum eine Barriere. Dennoch sind die die meisten Firmenartikel weniger begehrenswert als Privatbesitz und müssen darum vor allem Firmeneigentum bleiben. Hier wollte Peugeot vermutlich eine Änderung mit der Entwicklung des "SW" einführen. Mit dem SW versucht Peugeot die ganze Funktionalität eines Kombis mit dem Vergnügen eines Freizeitautos zu kombinieren. Laut Aussage eines Peugeot-Sprechers ist der SW ein "Break plus", was in der Peugeot-Sprache ein Kombi mit Extras bedeutet.
Extra schön
Dieses "Extra" fängt mit "Extra-schön" an. Wenn er ein Betriebsmittel ist, dann unterscheidet er sich auf jeden Fall durch sein spielerisches und harmonisches Design. Die Nase ist fast unverändert vom gewöhnlichen 206 übernommen worden. Die Linien laufen jedoch nach hinten in den unverwechselbaren Kombi durch. Die gelungenen Trendsetter sind die Spiegel, die vorderen Türgriffe und die Kennzeichenhalter in Wagenfarbe. Es sind nur kleine Dinge, aber gerade sie machen diesen Geschäftswagen plötzlich ein bisschen attraktiver.
Die Rückseite kennzeichnet sich durch hoch platzierte Rückleuchten in Bumerangform. Ein Teil der Lampen ist um die Ecken des Autos gefaltet, was ihm eine dynamische Ausstrahlung gibt. Zwischen den großen Rückleuchten findet man ein getöntes Heckfenster. Die dunkle Farbe hat zwar keine Funktion (oder damit ist gemeint, die Sicht im Innenspiegel Tag und Nacht abzudunkeln, als ob er eine automatische Abblendung hätte), aber das steht dem Auto besonders gut. Um das Linienspiel nicht zu stören, sind die Griffe in schwarz in der Hecktüre "versteckt" ,passend zum schwarzen Fensterstil. Durch die hohe und vertikale Platzierung sind sie außerdem sehr angenehm im Gebrauch.
Der Kofferraum misst standard 411 dm3. Das sind 166 dm3 mehr als im gewöhnlichen 206. Für ein Auto das ein "ganz neues Konzept" verspricht, ist der Erneuerungsdrang im Inneren noch weit entfernt. Der Kofferraum ist komplett gepolstert, der Fußboden ist vollständig flach und hat keine Ladekante. Dabei ist der Kofferraum großzügig mit Spannbändern, Ösen und einem Gepäcknetz ausgestattet. Die Heckklappe kann man entweder ganz oder teilweise öffnen. Solche revolutionären Erfindungen wie ein Doppelfußboden, eine ingeniös hochklappbare Rücksitzbank, Sitze auf Schienen, verborgene Fächer oder platzsparende Mittel hat der 206 SW jedoch nicht.
Der Platz auf der Rücksitzbank ist nur durchschnittlich. Wer hinten gut sitzen will, muss sich auf die Kompromissbereitschaft der Passagiere verlassen, weil die Beinfreiheit gering ist. Die Kopffreiheit sowohl vorne als auch hinten ist sehr gut. Die Vordersitze sind auffallend hoch platziert, aber bieten noch immer genügend Kopffreiheit. Die Sitze sind gut verstellbar und für ein französisches Auto auffallend stabil. Sogar das hier gefahrene Basismodell ist mit einem netten Stoff gepolstert, der schön zum Rest des Innenraums passt. Das Ausstattungsniveau ist größtenteils den anderen 206-Ausführungen ähnlich. Die "X-Linie"-Basisausführung ist einfach, ohne irgendetwas zu vermissen.
Extra sportlich
Auch die Motoren teilt der SW mit dem gewöhnlichen 206. Das bedeutet ein Angebot, das bei einem 1,1-Liter Benzinmotor (60PS) beginnt und bei einem 138 PS starken 2,0-Liter GTi endet. Wer das geschäftliche Gefühl in Ehre halten will, entscheidet sich für einen 2,0 oder 1,4-Liter Diesel. Der 1,4 ist der erste Motor, der in Zusammenarbeit mit PSA Citroën, Peugeot und Ford entwickelt worden ist. Das Triebwerk besteht aus einem kompakten Ganzen, so dass dieses einfach in diversen Autos verwendet werden kann. Der 1,4-Liter HDi ist ein kleiner Motor und das merkt man. Nach einem Kaltstart macht der Diesel lustige Geräusche und die Leistungen sind, gelinde gesagt, nur bescheiden. Sobald der Motor warm ist, nehmen der Ton und die Leistungen zu. Dann ist der Schallpegel sehr akzeptabel für ein Auto in dieser Preisklasse und der Motor wird flott und flexibel. Ein Zwischensprint oder ein flottes Überholmanöver bleiben jedoch eine große Aufgabe.
Zum Glück stehen den bescheidenen Leistungen auch ein bescheidener Verbrauch gegenüber. Peugeot verspricht einen durchschnittlichen Verbrauch von 4,4L/100 km, aber weil das Auto hart arbeiten muss, um im Verkehr mitzukommen, lag unser Testverbrauch bei 4,9L/km. Ein lustiger "Fehler" ist, daß der Tageskilometerzähler auf so einen sparsamen Verbrauch nicht ausgelegt ist und beim ersten Tanken (mit noch einem Viertel Tank voll) mit genau angezeigten 10 Km auf dem Tagesmesser stattfand. Mit anderen Worten: der Aktionsradius beträgt mehr als 1000 Km, aber der Tagesmesser springt nach 999 Km wieder auf 0. Nach dem Tanken passierte noch etwas Besonderes. Mit "Shell Ultra Niedrig Schwefel" scheint der kleine Diesel plötzlich ein bisschen besser zu laufen, als mit dem Kraftstoff, der beim Empfang im Auto war. Mit Ultra-Diesel von Shell veränderte sich das Verhalten von "gerade ausreichend" auf "überraschend flott" für einen kleinen Diesel.
Peugeot verspricht außer der Funktionalität eines "Breaks", auch den Charakter eines Sportautos. Es ist nichts besonderes, dass ein Basismotor sich den Leistungen eines Sportwagens nicht nähert, aber das Fahrgestell ist wirklich sportlich zu nennen. Es ist zwar nicht so, dass dieser 206 SW ohne Bremsen durch die schärfste Kurve fährt, aber das Auto kommuniziert überdurchschnittlich gut mit dem Fahrer. Den Komfort, den man in dieser Klasse erwarten kann bleibt, aber die Straßenlage ist sehr gut und der Fahrer weiß unter allen Umständen genau, was das Auto kann und nicht kann. Das trägt zur Sicherheit bei und bietet auch wirklich zusätzliches Fahrvergnügen.
Fazit
Hat Peugeot mit dem 206 SW ein "ganz neues Autokonzept" angeboten? Die Versprechungen werden größtenteils eingehalten. Der 206 SW ist tatsächlich ein handliches, kompaktes Auto (21 Zentimeter länger als der gewöhnliche 206), das viel Platz und Funktionalität bietet. Der hier gefahrene kleinste Dieselmotor bringt bestimmt keine aufsehenerregenden Leistungen, aber das angenehme und kommunikative Fahrgestell gleicht vieles wieder aus.
Der Anspruch auf ein "total neues Autokonzept" ist jedoch zu ambitiös. Außerdem ist Peugeot nicht der erste, der den Platz eines Kombis mit der Handlichkeit eines Freizeitautos kombiniert. Peugeot gibt jedoch eine sehr gute Auslegung des Konzeptes durch Verwendung des 206 als Basis. Das Auto bietet vertraute Motoren, geprüfte Technik und schließlich die Garantie, dass auch das Design bestehen wird. Zum Glück kann so ein attraktives Betriebsmittel sowohl geleased als auch gekauft werden!
- Schönes Design
- Sehr gutes Fahrgestell
- Gelungene Kombination für Arbeit und Freizeit
- Ungeschickte Tacho Einteilung
- Leistungen des 1.4-Liter Diesel gerade ausreichend