Datum der Veröffentlichung: 20 Dezember 2010
Nissan Leaf (2011 - 2017)
Autotest

Nissan Leaf (2011 - 2017)

Das neue Auto?

Autotest - Nissan ist sich seiner Sache sicher. So sicher sogar, dass der Leaf mit dem Slogan: "das neue Auto" empfohlen wird. Der komplett elektrische Nissan soll das Autofahren für immer verändern. Der Leaf verspricht, alle Vorteile eines traditionellen Personenwagens zu bieten, nur ohne die schädliche Luftverschmutzung. Ist der Nissan Leaf tatsächlich einer der ersten einer neuen Auto-Generation?

Pling! Mit einem beruhigenden Geräusch erwacht der Nissan Leaf zum Leben. Weil unter der Motorhaube kein brummender Benzinmotor steckt, teilt ein Tonsignal mit, dass das Elektro-Auto "eingeschaltet" ist.

Außerdem erwacht ein imposantes Display mit farbigen Animationen zum Leben. Auch hier unterscheidet sich der Leaf nachdrücklich von einem traditionellen Auto. Im Mittelpunkt steht ein großer, digitaler Tachometer. Alle andere Informationen sind ausschließlich für ein Elektro-Auto. So wird in einem Balken mit Kugeln angezeigt, wie viel Strom genutzt oder beim Bremsen oder Ausrollen gewonen wird. Dieser Balken stehtt anstelle des Drehzahlmessers, denn ein Elektromotor ist so stark, dass kein Getriebe notwendig ist, und daher auch nicht bei einer bestimmten Drehzahl geschaltet werden muss.

Nissan Leaf (2011 - 2017)
Nissan Leaf (2011 - 2017)

Leistungen

Bei einem Verbrennungsmotor nimmt die Motorkraft zu, wenn die Drehzahl höher wird. Ein Elektromotor liefert ab dem ersten Moment die volle Kraft und bietet deswegen viel mehr Souplesse. Nur eine Topklasse-Limousine mit Zwölfzylinder-Motor bewegt sich genau so einfach wie der Leaf. Außerdem ist der Leaf genau so leise wie ein luxuriöses Reiseauto aus dem Topsegment: Wenn es auf Geschwindigkeit ist, hört man nur ein leichtes Pfeifen.

Dabei fehlt das übliche Zittern des Motors, wodurch der Leaf systematisch schneller fährt als erwartet. Besser gesagt: Dieses Eco-Auto ist durchaus schnell! Von der Ampel ist der Leaf einfach schneller weg als der Rest des Verkehrs. Auch Zwischenbeschleunigungen werden mühelos und fast unbemerkbar ausgeführt. Nissan gibt eine Höchstgeschwindigkeit von "mehr als 140 km/h" an, und das ist nicht übertrieben; in der Praxis weiß das Auto 156 km/h auf den Tacho zu zaubern. Elektro-Autos sind durchaus nicht träge oder langweilig!

Straßenlage

Während der Leaf den meisten traditionellen Autos vom Motor her überlegen ist, sind die Fahreigenschaften nur gerade gut genug. Unter dem Boden liegen 48 schwere Batterien, und das spürt man. Weil die Batterien tief und zentral im Auto platziert sind, ist der Leaf stabil und sicher. Das Auto ist kaum aus der Balance zu bringen, ist jedoch kaum dynamisch. Außerdem ist die Lenkung gerade etwas zu leicht, um ein gutes Gefühl mit dem Auto zu bekommen.

Vor allem beim Bremsen ist gut spürbar, wie schwer das Auto ist. Natürlich entspricht der Leaf allen gesetzlichen Anforderungen, doch eine Notbremsung wird nur mit viel Drama ausgeführt.

Ein echtes Auto

Nissan betont, dass der Leaf ein "echtes Auto" ist. Damit meint der Hersteller, dass der Leaf kein Mini-Auto nur für Idealisten ist. Der Leaf ist grob geschätzt genau so groß wie ein Volkswagen Golf oder Opel Astra und bietet auch denselben Innenraum. Der Leaf ist ein vollwertiges Vierpersonenauto mit einem vollwertigen Kofferraum. Die besondere Technik geht nicht zu Lasten des Platzes oder der praktischen Möglichkeiten.

Nissan Leaf (2011 - 2017)

Außerdem hat der Leaf einen ganz normalen Preis. Für das Geld, das der Nissan Leaf kostet, kann man allerdings schnellere oder spannendere Autos kaufen, aber in Bezug auf Luxus steht der Leaf genau so gut da wie andere Autos mit solchen Preisschildern. Der Leaf wurde standardmäßig mit einem Audiosystem (mit iPod-Anschluss), Klimaanlage, Rückfahrkamera, schlüsselfreiem Zugang und einem Navigationssystem ausgestattet.

Nissan Leaf (2011 - 2017)

Aktionsradius

Das Navigationssystem hat einige Funktionen, die einzigartig sind für den Leaf. Der Leaf ist ein rein elektrisches Auto, ohne Hilfsmotor oder Hybrid-Getriebe. Nach 160 km kommt das Auto unwiderruflich zum Stehen.

Um die Angst davor zu nehmen, dass der Bereich zu klein sein könnte ("range anxiety"), gibt das Navigationssystem beim Planen der Fahrstrecke mit einem Kreis an, wo der restliche Bereich liegt. Auch kennt das Navigationssystem die Aufladepunkte, damit geplant werden kann, wo die Batterien während der Fahrt aufgeladen werden können.

Nissan Leaf (2011 - 2017)
Nissan Leaf (2011 - 2017)

Der versprochene Aktionsradius ist in der Praxis durchaus gut realisierbar, und das ist schon etwas Besonderes für ein Elektro-Auto. Die Verwendung der Klimaanlage oder der Heizung kann den Bereich dramatisch verkleinern (- 46%). Weil während der Testfahrt das Wetter gut war, brauchten wir beides nicht und konnten mit vollen Batterien zweimal etwa 120 km weit fahren.

Aufladen

Das Aufladen kann auf zwei Arten geschehen: mit einem speziellen Schnelllader oder mit der Steckdose zu Hause. Der Schnelllader kann die Batterien in 30 Minuten zu etwa 80% laden. Laden an der Steckdose mit 220 Volt dauert 4 Stunden.

Die Testfahrt wurde in Portugal durchgeführt, weil die Behörden dort mit der Verteilung von Ladepunkten in den großen Städten am weitesten sind In der Praxis ist das Aufladen an der Straße ganz einfach. Der Fahrer meldet sich mit einem elektronischen Pass an, woraufhin sich eine Klappe öffnet, hinter der sich eine Steckdose befindet. Der Leaf-Fahrer bringt selbst ein Kabel mit und schließt es am Ladepunkt und an das Auto an.

Auf dem Display, mit Leuchten unter der Frontscheibe und über eine iPhone-Applikation ist danach zu sehen, wie weit bereits aufgeladen ist. Nach einmal Üben ist das Aufladen eines Elektro-Auto einfacher als Benzin zu tanken! Außerdem ist elektrisches Fahren auch noch sparsamer. In Portugal kostet die Fahrt mit dem Leaf sage und schreibe zwei Euro pro hundert Kilometer.

Nissan Leaf (2011 - 2017)

Fazit

Wird der Nissan Leaf für den definitiven Durchbruch des Elektro-Autos sorgen? Ja und nein. Um mit letzterem anzufangen: Der Aktionsradius bleibt beschränkt. Wer mehr als 150 km pro Tag fahren will, wird trotz aller gut gemeinter Hilfsmittel mit dem Leaf auf halbem Wege stehen bleiben.

Demgegenüber steht, dass der Leaf komfortabler ist als manches traditionelle Auto. Der Leaf bringt in Bezug auf Raum, Komfort, Sicherheit und Straßenlage genau so viel wie ein konventionelles Auto. Im Vergleich mit anderen Elektro-Autos ist der Leaf erwachsener und sicher kein Auto, das nur für Idealisten gedacht ist. Wie umweltbewusst der Leaf ist, ist von der Stromquelle abhängig. In fast allen Fälle ist Fahren mit Strom (viel) vorteilhafter als mit Benzin oder Diesel.

Ob der Leaf "das neue Auto" ist, bleibt aber doch die Frage. Fest steht jedenfalls, dass der Nissan Leaf derzeit das beste Elektro-Auto ist.

plus
  • Keine Luftverschmutzung!
  • Fährt besser als ein traditionelles Auto
  • Netter Kaufpreis, minimaler Kilometerpreis
minus
  • Beschränkter Aktionsradius
  • Reagiert träge auf DRIVE / REVERSE