Datum der Veröffentlichung: 10 Mai 2012
Kia Cee'd (2012 - 2018)
Autotest

Kia Cee'd (2012 - 2018)

Änderungen im Menü machen Appetit

Autotest - Jeden Tag dasselbe ist bequem und vertraut. Doch vielleicht geht es ja auch besser! Es gibt ja mehr als deutsche Kartoffeln, französische Croissants und japanische Sushi. In der Autowelt war Korea bis jetzt als billig bekannt, aber sicher nicht als besser. Das möchte Kia ändern. Der neue Cee'd sollte so verlockend sein, dass sogar der eingefleischteste Gewohnheitsmensch vom koreanischen Geschmack in Versuchung gebracht wird.

1999 hat es mit dem "Shuma" angefangen. Das war ein gut fahrendes und vor allem ein vorteilhaftes Auto aus der Mittelklasse. Die Vollendung war mäßig und die Formgebung etwas ungeschickt.

Kia hat aus den Fehlern gelernt und kam 2007 mit dem ersten "Cee'd". Das erste Mal war die Qualität auf dem selben Niveau wie eben üblich. Das Auto sah gut aus, und Kia hatte definitiv einen Durchbruch als seriöse Alternative. Für die zweite Generation der Cee'd möchte Kia aber mehr. Kia will nicht länger eine vorteilhafte Alternative, sondern sogar die erste Wahl sein.

Formgebung

Wenn es um die Formgebung geht, hat der Cee'd 2012 alles in sich, um seinen Ehrgeiz zu beweisen! Seine Form wurde dem neuen Cee'd nämlich in Europa gegeben, und er wird auch nur in Europa verkauft. Deswegen waren keine Kompromisse nötig, um die Wünsche mehrerer Märkte zu erfüllen. Außerdem: Der Cee'd hat jetzt das Charisma, das bei den Koreanern immer gefehlt hat.

Kia Cee'd (2012 - 2018)

Darunter ist der Cee'd gleich zum neuen Hyundai i30. Wo der Hyundai extravagant und auffallend ist, hat der Kia einen eher besinnlichen Charme. "Wenn die Proportionen stimmen, dann ist es nicht notwendig, bis ins unendliche kleinste Details weiter zu entwerfen", meint Peter Schreyer (ehemaliger Formgeber bei Audi).

Ausrüstung

Auch von innen strahlt der neue Cee'd Schönheit und Qualität aus. Der Entwurf ist viel weniger steril als der eines deutschen Autos und zeigt mehr Mut als der durchschnittliche Japaner. Die Wahl der Materialien und die Vollendungsqualität sind gut. Der Raum ist für ein Auto dieses Umfangs durchschnittlich.

Kia Cee'd (2012 - 2018)
Kia Cee'd (2012 - 2018)

Was den Cee'd besonders macht, ist, dass das Auto die Erwartungen immer wieder übertrifft. So ist das Klimakontrollsystem nicht nur nach links/rechts getrennt, es kann nach Wahl schnell (aber hörbar) oder langsam (und leise) seine Arbeit machen. Ein Anschluss für einen MP3-Player oder ein Smartphone ist standardmäßig vorhanden. Darüber hinaus bietet Kia einen USB-, einen AUX- und einen Bluetooth-Anschluss. Die Scheinwerfer gehen aus, wenn der Motor abgeschaltet wird; das ist viel bequemer als eine Warnung.

Etwas ganz Besonderes ist der Tacho, der (beim Topmodell) durch ein großes Display ergänzt wurde. Am Außenrand wird ein Geschwindigkeitsmesser angezeigt, der so real erscheint, dass manch einer gar nicht bemerkt, dass es sich um eine Projektion handelt. Im Herzen der Anzeige werden Daten des Bordcomputers und des Navigationssystems angezeigt. Alle anderen Autos, die das auch bieten, kosten vier mal so viel wie der Cee'd!

Fahreigenschaften

Mit einem Knopfdruck kann man sich für eine komfortable, eine normale oder eine sportliche Lenkung entscheiden. Der Unterschied dazwischen ist deutlich spürbar. In der Stadt ist die leichte Lenkung bequem, vor allem beim Manövrieren.

Auf kurviger Strecke verdient die sportliche Einstellung den Vorzug, weil der Fahrer dann mehr Gefühl für das Auto bekommt. Ein anderer Vorteil der sportlichen bzw. schweren Einstellung besteht darin, dass es damit weniger anstrengend ist auf der Autobahn geradeaus zu fahren.

Wie bereits erwähnt wurde der neue Cee'd für den europäischen Markt entwickelt. Das Fahrgestell ist deswegen genau so, wie der europäische Fahrer es gerne hat. Auf Straßenschäden bietet das Auto genug Komfort, in schnellen Kurven hängt die Karosserie kaum über. Erwarten Sie trotz der ausgezeichneten Straßenlage allerdings nur wenig Fahrvergnügen. Wenn schneller gefahren wird, macht der Cee'd zwar keine Fehler, aber er kommt nie richtig zum Leben.

„Der Cee'd hat jetzt das Charisma, das bei den Koreanern immer gefehlt hat.“

Motoren

Kia bietet eine Auswahl aus zwei Motoren: einen 1.6 Liter Benzinmotor oder einen 1.6 Liter Dieselmotor. Damit macht Kia nicht den "downsizing"-Trend anderer Hersteller mit, die mit unwahrscheinlich kleinen Motoren einen niedrigen Verbrach mit guten Leistungen kombinieren. Die Kia-Motoren bedienen moderner, aber nicht fortschrittlicher Techniken. Auch alle üblichen Sparmaßnahmen für den Verbrauch (Stromlinie, Stopp-/Startsystem, Reifen mit geringem Rollwiderstand usw.) sind verfügbar.

Der 1.6 Liter Dieselmotor versteht sein Werk, jedoch auch nur das. Wie es von einem Auto aus diesem Segment erwartet werden darf, macht der Selbstzünder seine Arbeit in aller Ruhe.

Kia Cee'd (2012 - 2018)

Die Kraft der 128 PS / 260 Nm ist über eine breite Drehzahl hinweg verfügbar. Das bedeutet, dass ungeachtet des gewählten Ganges immer genügend Zugkraft verfügbar ist. Der eine Fahrer erlebt das als komfortabel, ein anderer wird meinen, dass die Kraftquelle wenig Charakter zeigt. Laut Kia verbraucht der "1.6 CRDi" durchschnittlich einen Liter pro 27 Kilometer. Auf einer anspruchsvoller Strecke ist das gar nicht machbar, der Testwagen konnte mit einem Liter Diesel nur 18 Kilometer weit fahren.

Der 1.6 Liter Benzinmotor macht seine Arbeit überzeugender. Der 135 PS / 164 Nm starke Vierzylinder zeigt mehr Charakter und bringt deswegen auch mehr Fahrvergnügen. Für einen Benzinmotor ist die Leistung schon bei besonders niedriger Drehzahl verfügbar, und falls gewünscht, kann damit gefahren werden, als ob es ein Diesel wäre! Trotz einer anspruchsvollen Strecke (Gebirge, Stadtverkehr) hat das Auto bis auf ein Zehntel hinterm Komma den von Kia versprochenen Verbrauch.

Kia Cee'd (2012 - 2018)

Automatikgetriebe

Der Cee'd wird optional mit einem Doppelkupplungsgetriebe angeboten. Das sind eigentlich zwei Getriebe: eines für die geraden und eines für die ungeraden Gänge. Auf diese Weise wird während des Beschleunigens nicht der Gang, sondern das Getriebe gewechselt. Das kostet viel weniger Zeit, und dadurch ist der Cee'd mit "DCT" schneller und komfortabler.

In der Regel reduziert ein Getriebe mit Doppelkupplung den Verbrauch auch noch einmal, doch das gilt leider nicht für den Cee'd. Ein derartiges Getriebe von Volkswagen schaltet außerdem noch schneller und bequemer. Das "DCT"-Getriebe von Kia ist aber nicht schlecht und bietet daher durchaus einen Beitrag zu Komfort und Fahrvergnügen.

Kia Cee'd (2012 - 2018)

Fazit

Weiß Kia mit dem Cee'd sogar den eingefleischten Gewohnheitsmenschen zu koreanischer Küche zu verlocken? Ja, sicher. Die Verlockung fängt mit dem Äußeren an. Der Cee'd hat nicht nur die charismatische Ausstrahlung eines Europäers, sondern bietet auch gleichauf an Raum und Qualität.

Die Fahreigenschaften sind durchaus gut, jedoch nichts besonderes. Obwohl der Kia Cee'd und der Hyundai i30 technisch identisch sind, bietet nur der Kia (bis jetzt) ein Automatikgetriebe mit Doppelkupplung an, und damit gewinnt der Cee'd an Komfort und Fahrvergnügen.

Wie immer wird Kia die Käufer über den Preis überzeugen. Wenn nur nach dem Umfang der Leistungen geguckt wird, scheint der Kia kaum billiger zu sein als die Konkurrenz. Für das selbe Geld bietet der Cee'd aber eine reichere Ausrüstung, wodurch das Auto sicherer und Komfortabler ist. Das schmeckt nach mehr!

plus
  • Netter Preis
  • Ausgezeichnete Fahreigenschaften
  • Ist in jeder Hinsicht mehr als durchschnittlich
minus
  • Breiter A-Stil behindert die Sicht
  • Dieselmotor nicht so sparsam wie versprochen