Datum der Veröffentlichung: 17 Juni 2002

Daihatsu YRV

Yellow Racing Vehicle

Autotest - Fast jede Marke hat einen mini MPV im Programm und der von Daihatsu heißt "YRV". Dieser "Young RecreationalVehicle" ist einer der neuesten mini MPVs und fällt durch seine glatten Linien und seinen "Tribünenaufbau" auf. Um das Lieferprogramm zu vollenden, führte Daihatsu vor kurzem einen besonderen YRV ein, der dank eines Turbomotors die flotten Linien mit ebenso flotten Leistungen unterstützen soll. So ein Auto schaut man nicht nur an, sondern damit muß man fahren!

Tribüne

Der Vorteil eines mini MPV ist, daß das Auto durch eine kurze Motorhaube und einen hohen Aufbau viel Innenraum mit bescheidenen Außenmaßen kombinieren kann. Bei diesem YRV ist das nicht anders, wobei man den Platz vorne ohne Bedenken als riesig bezeichnen darf. Durch den hohen Aufbau stehen die Vordersitze auch etwas gerader. Was auch zu der hohen Sitzposition gehört, ist eine bessere Übersicht über den Verkehr, bei der der Fahrer weit nach vorne schauen kann. Vor allem auf Langstrecken überträgt sich das in mehr Ruhe für den Fahrer.

Die Sitze sind für Langstrecken unangenehm, weil der Rücken kaum unterstützt wird. Das Armaturenbrett dieser besonderen YRV-Ausführung ist mit einem Kunststoff bekleidet, der an Kevlar erinnert. Die Verarbeitung des ganzen Innenraums gibt dasselbe solide und langlebige Gefühl, wie das beim gewöhnlichen YRV. An sich ein schönes Kompliment, aber angesichts des Preises dieser Turbo-Ausführung könnte man mehr Extras erwarten.

Die "Tribüneaufstellung" ist bereits an der Außenseite des Autos sichtbar. Das hintere Seitenfenster steht bezogen auf die Frontscheibe eine Stufe höher. Die Rücksitzbank steht nämlich eine Etage höher als die Vordersitze, um den Passagieren hinten eine bessere Sicht nach vorne zu geben. Der Platz auf der Rücksitzbank ist stark vom Abstand der Vordersitze abhängig, aber für ein Auto in dieser Klasse sehr groß. Der Kofferraum ist etwas größer als der Durchschnitt.

Gelber Pfeffer

Bis jetzt ist der YRV Turbo ein gewöhnlicher, funktioneller und durchdachter mini MPV, der sich vor allem durch sein Äußeres von anderen mini MPVs unterscheidet. Aber wie schon gesagt, unser Testwagen ist eine Turbo-Ausführung. Und das macht einen riesengroßen Unterschied! Der 1.3-Liter Motor ist hierbei mit einer Art extra "Beatmungsapparatur" ausgerüstet, die am besten mit Peperoni vergleichbar ist. Wie der Peperoniesser, steht auch dieser YRV nach einem Turbo-Anstoß in Feuer und Flamme.

Tritt man das Gaspedals bis zum Fußboden, bringt den Motor auf Touren, dann schießt dieses "Yellow Racing Vehicle" mit Eifer los, worauf sogar mancher Sportwagen keine Antwort hat! Der YRV ist kein kleines Stadtauto, das etwas flotter als seine Artgenossen ist. Daihatsu entwickelte mit dem YRV Turbo ein ernst zu nehmendes, schnelles Auto, das jedesmal die Konfrontation mit wesentlich teureren Artgenossen sucht. Schnelles Fahren mit dem YRV Turbo ist ein Fest, das aus diesem mini MPV mehr als ein praktisches Familienauto macht.

Daihatsu YRV

Der Spaß wird mit einem Formel 1-Schaltsystem noch erhöht. Mit einem Plus- und Minusschalter auf jeder Seite des Lenkrads, kann der folgende oder vorherige Gang gewählt werden. Das Kuppeln geht automatisch, also das Kupplungspedal fehlt. Wer einmal ein Gefühl für den Motor und das (4-Gang) Schaltgetriebe bekommen hat, kann den YRV sehr locker fahren, als ob das Auto nur einen Gang hätte. Wer richtig schnell fahren will, kann den Motor bis zum Extremen jagen, wobei jeder Druck auf die Plustaste eine neue Powerexplosion verursacht.

Aber bei einem Formel 1-Auto findet man die Griffe hinter dem Lenkrad, bei diesem Daihatsu findet man diese auf dem Lenkrad, mit der Folge, daß der Fahrer in einer Kurve nicht weiß, wo Plus oder der Minus ist.

Daihatsu YRV

Man kann den YRV sowohl sequentiell als auch automatisch schalten. Die Automatik hat, wie es sich bei einem Auto in diesem Segment gehört, einen starken Hang sparsam zu fahren. Dann zeigt sich ein ganz anderer Vorteil des Turbomotors: dieser großzügig bemesse Motor ist nicht nur blitzschnell, sondern auch noch äußerst elastisch. In bestimmten Situationen kann das Triebwerk bei so niedrigen Drehzahlen gefahren werden, daß das Stärke- und Elastizitätsgefühl dem eines großen Amerikaners gleicht! Wer kein Interesse an Elastizität hat, sondern einfach rasen will, kann die Automatik in Anspruch nehmen. Hierbei ist jedoch ein Trick nötig. Bei Stillstand, in einer Bewegung aufs Pedal bis zum Fußboden treten, funktioniert weniger gut. Dann geschieht einen Moment gar nichts, dann kommt die durchschnittliche Beschleunigung und erst wenn der Turbo aktiv ist, folgt der weithin bekannte Schub in den Rücken. Durch ruhig aber entschlossen aufs Pedal bis zum Fußboden zu treten, schießt der YRV Turbo auch mit Automatik wie ein geölter Blitz los.

Aber ein starker Motor ist nicht der einzige Garant für ein sportliches oder aufregendes Auto. Eine gute Straßenlage ist mindestens so wichtig. Leider läßt der YRV Turbo hier nichts blicken. Bei normalen Gebrauch kann man die Straßenlage des YRV als genügend sicher bezeichnen, aber bei der besonders schnellen Kurvenfahrt fühlt sich das Auto eher unangenehm an. Wenn zu viel Gas in der Kurve gegeben wird, hat der YRV eine starke Neigung geradeaus zu fahren. Bei starkem Regen oder auf schlechte Straßendecke muß man vorsichtig mit dem Gaspedal umspringen, um die Richtung halten zu können. Die Straßenlage ist ok, stimmt aber nicht mit der Beschleunigungskapazität überein und das muß der Fahrer ausdrücklich berücksichtigen.

Die Bremsen scheinen mit Scheibenbremsen vorne und Trommeln hinten auch nicht mit den motorischen Kapazitäten übereinzustimmen, aber in der Praxis halten sie diese gelbe Bombe mühelos in Zügeln. Außerdem sind die Bremsen auch mit ABS ausgerüstet, so daß sich der YRV sich auch unter den lästigsten Umständen vorbildlich benimmt.

Fazit

Ist der Daihatsu YRV Turbo der ideale Feuerstuhl für denjenigen, der sich unterscheiden will, aber kein unendlich großes Budget mitbringt? Ja und Nein. Grob gesagt ist der YRV Turbo ein Auto mit der Verarbeitung und dem Gefühl eines gewöhnlichen (günstigen) YRV und den Leistungen eines doppelt so teuren Sportwagens. Daihatsu verdient ein großes Kompliment für den Motor, der fantastisch funktioniert und genauso leicht und sparsam fahren kann.

Das Fahrgestell hat jedoch mehr Mühe mit all der Motorgewalt und begrenzt den YRV Turbo deswegen vor allem bei den Sprints am richtigen Ende. Das sequentielle Schalten auf dem Lenkrad erhöht den Spaß, während die konventionelle Automatik vor allem in der Stadt sehr angenehm ist.

plus
  • Viel passive Sicherheit
  • Geräumig und praktisch
  • Sehr schnell, sehr nett, sehr gelb
minus
  • Bei Details deutlich gespart
  • Mäßige Vordersitze
  • Fahrgestell kaum berechnet auf Geschwindigkeitspotenzial