Datum der Veröffentlichung: 19 Juli 2013
Citroen C4 Picasso
Autotest

Citroen C4 Picasso

Speziell für alle

Autotest - Platz ist der wichtigste Punkt bei der Wahl eines MPV (Multi Purpose Vehicle). Bei so einem praktischen Familienauto stehen Luxus und Fahreigenschaften erst an zweiter Stelle. Das Design ist oft komplett unwichtig. Citroën ändert das jetzt! Der "C4 Picasso", so heißt es, sei genauso praktisch und komfortabel wie die Konkurenz, komme aber jetzt auch noch in einem besonderen Design.

Die Augen sind der Spiegel der Seele. Wer in die Augen eines neuen C4 Picasso sieht, weiß sofort, dass dies ein besonderes Auto ist. Die Tagfahrleuchten (eine kontinuierlich leuchtende Reihe LEDs) sind nämlich getrennt von den Hauptscheinwerfern. Dadurch entsteht ein einzigartiger Anblick, mit dem der C4 Picasso sofort den Ton angibt.

Aber auch von der Seite gesehen ist der neue C4 Picasso dank der unterbrochenen Linie unterhalb der Außenspiegel und den Seitenscheiben eine besondere Erscheinung. Beim Design des Hecks fehlte es den Designern aber an Inspiration. Das Heck des neuen C4 Picasso hat sicherlich keine schlechte Form, ist aber bedeutend weniger originell als der Rest des Autos.

Citroen C4 Picasso

Interieur

Setzen Sie sich hinters Steuer, und es wird sofort klar, dass dieses Auto anders ist. Die vorderen Kopfstützen umschließen den Hinterkopf so weit, dass es sich fast wie mit einem Helm anfühlt. Die Windschutzscheibe ist viel weiter nach hinten gezogen als bei anderen Autos. Das erzeugt ein größeres Gefühl von Freiheit, und es erleichtert den Blich auf die Verkehrsampeln. Bei niedrig stehender Sonne kann eine Sonnenblende heruntergezogen, werden um Blendung zu vermeiden.

Den Passagier erwartet ein echter Leckerbissen: Der rechte Vordersitz hat eine individuelle Beinstütze, wie ein "Sessel". Abhängig vom Ausstattungsniveau ist der Beifahrersitz mit einer Massage-Funktion ausgestattet. Erwarten Sie aber nicht allzu viel davon: Es ist lediglich die Lendenstütze, die immer wieder aufgeblasen und wieder geleert wird.

Die Gestaltung des Interieurs ist originell. Die meisten Knöpfe sind am Lenkrad angebracht, und die Konsole wird von zwei mittig platzierten Displays dominiert. Das obere Display ist zentral unterhalb der Windschutzscheibe angebracht und zeigt Informationen, die für den Fahrer wichtig sind. Der Tacho und Tankanzeige sind immer im Bilde. Welche Informationen zusätzlich angezeigt werden, kann der Fahrer selbst entscheiden.

Das untere Display ist berührungsempfindlich ("touch screen") und wird verwendet, um die Funktionen des Audio-, Navigations- und Kommunikationssystems zu bedienen. Die Menüs und Dialoge sind alle schön gemacht, aber die Benutzerfreundlichkeit läßt etwas zu wünschen übrig. Die versprochenen "Apps" (Verkehr, Nachrichten, Aktienkurse, touristische Tipps) arbeiten so langsam, dass sie kaum benutzbar sind. Laut Citroën liegt dies aber an der Qualität des 3G-Netzes und nicht am Fahrzeug.

Am unteren Ende der Mittelkonsole findet man ein riesiges Fach mit viel Platz und einigen Anschlüssen (AUX, 2 x USB, 12-Volt-Steckdose und eine 220 Volt Steckdose) für ein Smartphone oder andere Musik-Player. Der Klang des Audiosystems ist moderat. Das optionale hochwertige JBL-System ändert daran nur wenig. Es ist aufdringlich, und der Ton verzerrt leicht, wenn die Lautstärke deutlich aufgedreht wird.

Der C4 Picasso bietet "aktive Geschwindigkeitsregelung". Dieses unterscheidet sich deutlich von "adaptive cruise control", welches mehrere andere Marken anbieten. Die "adaptive"-Variante hält einen festen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, indem es automatisch beschleunigt und bremst. Die Citroën-Version ist einfacher: Wenn die eingestellte Geschwindigkeit nicht gehalten werden kann, weil das Fahrzeug vornedran abbremst, wird die Geschwindigkeitsregelung automatisch abgeschaltet (womit die Geschwindigkeit automatisch zurückgeht).

Citroen C4 Picasso

Platz

Trotz all dem Drumherum hat man den Raum nicht vergessen. Durch die elektrische Handbremse ist viel Platz um die vorderen Sitze. Der Kopf- und Beinraum ist sowohl vorne als auch hinten prima.

„Wie auf Wolken getragen gleitet das Auto vollkommen gerade und in aller Ruhe über die Autobahn.“
Citroen C4 Picasso

Anstelle einer Rückbank hat der C4 drei separate Rücksitze, die individuell einstellbar sind. Die Fondpassagiere haben eine eigene Lüftungsanlage und Klapptische; auch damit weiß der C4 Picasso mehr zu verwöhnen als ein durchschnitlicher MPV. Dem Fahrer wird es ermöglicht, die Fondpassagiere mittels einem zweiten Innenspiegel(chen) im Auge zu behalten.

Der Kofferraum misst 437 Liter, was für ein Auto dieser Größe ordentlich ist. Die Heckklappe ist groß und breit, so dass der Zugang zum Kofferraum optimal ist. Die hinteren Sitze können mit einer Handbewegung eingeklappt werden (das Ausbauen oder Entfernen der Sitze und Kopfstützen ist nicht erforderlich), womit die Größe des Kofferraums auf 1.709 Liter erhöht wird. Dies ist ein weiterer guter Wert, aber kein Rekord.

Benzin

Für diesen Test wurde mit zwei Versionen gefahren: Den "115 e-HDi" und den "THP 155". Die beiden Motoren bieten nicht nur unterschiedliche Leistung, sondern auch sehr unterschiedliche Fahreigenschaften. Citroën hat nämlich versäumt, das Chassis an das Gewicht der Motoren anzupassen. Was beide Motoren gemeinsam haben, ist ein geräuschloser und weicher Lauf.

Citroen C4 Picasso

Mit dem 1,6-Liter-THP (Turbo High Pressure) Benziner fühlt sich der C4 Picasso groß und schwer an. Der Motor liefert genügend Leistung und ist auch stark bei niedrigen Drehzahlen. Es ist zwar ein guter Benzinmotor, er zeigt aber nicht halb so viel Charakter wie der Rest des Autos.

Mit dem Benziner unter der Haube steuert der C4 Picasso besonders leicht. Der Fahrer hat daher kaum Gefühl und kaum Vertrauen in das Auto. Insbesondere bei nasser Straße rutscht der C4 Picasso bei schnellen Kurven leicht mit den Vorderrädern geradeaus ("untersteuert"). Durch die viel zu leichte Lenkung spürt der Fahrer das aber kaum, daher fährt man präventiv langsamer als nötig.

Citroen C4 Picasso

Diesel

Wenn der schwerere Dieselmotor auf die Vorderräder drückt, ist der C4 Picasso aber ein herrlich zu lenkendes Auto, bei dem alles "stimmt". Die Lenkung ist schön schwer, wodurch der Fahrer ein gutes Gefühl für die Mechanik bekommt. In schnellen Kurven lässt sich das Auto leicht in der Spur halten, da verhält sich der C4 Picasso wie ein kleines wendiges Auto.

Fordert man jedoch das Äußerste vom C4 Picasso, bleibt auch der Diesel auf der Strecke. Eine plötzliche Bewegung (z. B. ein Ausweichmanöver) oder eine Rille in der Fahrbahnoberfläche bringt das Auto dann doch aus dem Gleichgewicht.

Der C4 Picasso glänzt dagegen auf der Autobahn. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass der C4 Picasso auf langen Strecken das komfortabelste Auto in seiner Klasse ist. Wie auf Wolken getragen gleitet das Auto vollkommen gerade und in aller Ruhe über die Autobahn.

Citroen C4 Picasso

Fazit

Citroën zeigt Mut mit dem neuen C4 Picasso, Respekt! Indem er sich von anderen unterscheidet, ist der C4 Picasso in verschiedenen Bereichen automatisch besser als die Konkurenz. In einigen Punkten jedoch enttäuscht der C4 Picasso oder wird nur bei einem ausgewählten Publikum den Geschmack treffen.

Der Hauptkritikpunkt ist die Straßenlage bei den Benzinern. Diese lenken zu leicht, und wenn es dem Fahrzeug schwierig gemacht wird, ist die Straßenlage mäßig. Verschiedene elektronische Systeme sind schwer zu bedienen oder machen nicht, was man von ihnen erwartet. Im Vergleich mit der Konkurenz verwendet Citroën konservative Technik, was wiederum in sehr durchschnittlicher Leistung und ebensolchem Kraftstoffverbrauch resultiert.

In Kombination mit dem Dieselmotor ist der C4 Picasso ein herrlich zu lenkendes Auto, das viel Komfort bietet. Dank dem speziellen Design und kompletter Ausstattung unterscheidet sich der C4 Picasso wirklich von der Masse. Besonders Menschen, die bisher wegen des faden Designs keinen MPV wollten, werden sich von diesem exklusiven Citroën angezogen fühlen.

plus
  • Leise und komfortabel
  • Geräumig und praktisch
  • Ausgezeichnete Straßenlage als Diesel
minus
  • Mäßige Straßenlage als Benziner
  • Testfahrzeug nicht frei von Geräuschen und elektronischen Störungen