Datum der Veröffentlichung: 4 Juni 2005
Lexus RX400h
Autotest

Lexus RX400h

Ta Panta Rei

Autotest - Sag "Athen" und die Reaktionen sind immer die gleichen: "dreckige Stadt",nach einer kurzen Pause gefolgt von "aber schon schön...!". Ein großer SUV (Sport Utility Vehicle) ruft eine ähnliche Reaktion hervor: "asozial" und ein bißchen später "aber schön wuchtig...!". Jetzt hat Lexus eine Lösung für beide Probleme: der RX400h verspricht zugleich allen Luxus und Leistungen eines Topklasse SUV, aber verknüpft dies mit einem bescheidenen und umweltfreundlichen Charakter. Dies darf das Auto Wahrmachen in ... Athen.

Ein Grund für jeglichen SMOG in Großstädten ist die Tatsache, das ein Verbrennungsmotor nicht für den Stadtverkehr geeignet ist. Bei einer hohen (> 80 km/h) und kontinuierlichen Geschwindigkeit ist ein Benzin- oder Dieselmotor effizient und sparsam. Aber in der Stadt im "Stop and Go"-Rhythmus ist der gleiche Motor äußerst ineffizient, vom stillstehen mit laufendem Motor gar zu schweigen. Smogwarnungen, Mundfilter für Fußgänger und andere drastische Gesetzgebungen sind die Folgen.

Viel besser geeignet für den Stadtverkehr ist ein Elektromotor. Dieser erzeugt keine Abgase und ist gerade bei einer niedrigen Geschwindigkeit sehr effizient. Leider überzeugt der Elektromotor wiederum nicht auf der Autobahn. Lexus kombinierte deshalb beide Motoren im neuen RX400h. Das "h" steht dabei für "hybrid" oder auch "Kreuzung von zwei unterschiedlichen Techniken".

Lexus RX400h

Hybrid

Diese Technik wurde bereits mit großem Erfolg im Toyota Prius eingeführt. Jetzt geht der Hersteller echt einen Schritt weiter, denn der RX400h ist ein SUV und deshalb natürlich auch mit Allradantrieb ausgestattet. Der Wagen verfügt über drei Motoren: Ein Benzinmotor treibt die Vorderräder an, jeweils ein Elektromotor die Vorderräder und einer die Hinterräder. Da die Hinterräder ausschließlich durch einen Elektromotor angetrieben werden, waren viele mechanische Teile eines traditionellen Vierradantriebes überflüssig. Dies macht das Auto leichter und deshalb auch sparsamer.

Lexus RX400h

Ein Computer entscheidet darüber, wann welcher Motor am effizientesten ist. Dies können sowohl ein, zwei oder auch alle drei Motoren zu gleich sein. Der Computer sorgt auch dafür, das die Akkus der Elektromotoren während der Fahrt aufgeladen werden; dieses Elektroauto braucht deshalb niemals an eine Steckdose.

Japanische ingenieurskunst

Dieses dreimotorige Exemplar "Japanischer Ingenieurskunst" verhält sich in der Praxis wie ein sehr muskulöser SUV der - schmeichelnd gesagt - das "Losdüsen" liebt. Dabei grummelt der 6-Zyilinder Benzinmotor mit einem außergewöhnlich sauberen, tiefen, verhaltenen Klang als ob er ein Sportwagen wäre. Gleichzeitig ist der Wagen so komfortabel, daß die Insassen die Geschwindigkeit nicht fühlen. Eine Geschwindigkeit von 80 km/h wird genauso empfunden wie 180 km/h, nur der übrige Verkehr erscheint dabei noch langsamer.

Nicht nur auf der Autobahn, sondern auch in der Stadt ist der RX400h außergewöhnlich schnell. Ein Elektromotor benötigt keine hohe Drehzahl um seine Leistung aufzubauen, aber er stellt direkt seine Power zur Verfügung. Die Beschleunigung bei einem Ampelsprint ist sehr verblüffend. Der hohe Komfort kehrt zurück in der Weise wie die Motorstärke sich aufbaut. Während ein traditionelles Auto beim Schaltvorgang an Geschwindigkeit verliert, sorgen die Elektromotoren und das "e-CVT" Getriebe dafür, daß der Lexus scheinbar mühelos und schockfrei beschleunigt.

Lexus RX400h

Während der Verbrauch während der Testfahrt kaum beachtet wurde und die volle Leistung mehr als einmal adressiert worden ist, landete der durchschnittliche Verbrauch dennoch auf 9,3 Litern pro 100 Kilometer. Lexus verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 8,1 Litern pro 100 Kilometer und der muß mit einem ruhigen Fahrstil zweifellos möglich sein. Zusammen mit der niedrigen Emission bedeutet dies, daß der RX400h über ein Jahr 2,6 Tonnen weniger CO2 als ähnliche SUV ausstößt. Im Vergleich zu einem ähnlichen Diesel SUV ist die Emission 1,8 Tonnen niedriger.

Lexus RX400h

Komfort

Der Komfort ist zugleich der stärkste als auch der schwächste Punkt am RX400h. Da der Fahrer kaum eine Beschleunigung fühlt, liegen die Kurvengeschwindigkeiten unbemerkt höher als in einem anderen Auto. Die Kombination von einem schweren Gewicht, hohem Schwerpunkt, indirekter Steuerung und die leichte Federung sorgen dafür, daß die Stabilitätsgrenze schneller erreicht wird als erwartet. Das durchschnittliche Auto kann dem Lexus in diesem Moment kaum das Wasser reichen, aber für den RX400h-Fahrer wird die Grenze schnell überschritten und die Reifen quietschen. Dann stehen alle Hilfsmittelsysteme die der Lexus im Angebot hat bereit, einschließlich des neuen VDIM (siehe Prüfbericht Lexus GS430 für Details).

Die Bremsen haben absolut kein Problem mit dem fast 2 Tonnen wiegenden SUV und können das Auto unter allen Umständen mit einer großen Leichtigkeit zum Stillstand bringen. Bei Gefällen fällt auf, daß die verlangsamende Wirkung der Maschine und des Automatikgetriebes minimal ist. Das ist manchmal angenehm, weil das Auto besonders lange ausrollt und dann kaum Kraftstoff verbraucht. Trotz des speziellen Bergmodus ist das gleiche Verhalten auf geschwungenen Bergwegen jedoch eher unangenehm.

Verwöhnen

Unter Komfort fällt auch seine reichliche Ausstattung. Diese ist an die Hybrid-Technik angepaßt worden. So ist die Klimaanlage nicht mechanisch, sondern elektrisch. Trotz der glühenden Hitze in der Innenstadt von Athen, bleibt die links/rechts getrennt regelbare Airco unvermindert aktiv, wenn das Auto nur auf den Elektromotoren läuft. Die Heizung der elektrisch, justierbaren Ledersitze ist bei dieser Gelegenheit nicht ausprobiert worden. Auch ein DVD basiertes Navigationssystem (Griechenland ist noch nicht abgebildet!), Rückfahrkamera und elektrisch bedienbare Kofferraumklappe gehören zur Standard Ausrüstung.

Mit soviel "Verwöhnen" drängt sich der Vergleich mit leckerem Essen automatisch auf. Aber dieses ist eine sehr besondere Mahlzeit, weil hier niemand dick von wird. Mit dem Lexus RX400h kann man fortwährend genießen ohne Schuldgefühl.

Lexus RX400h

Fazit

Lexus verspricht mit dem RX400h Leistungen eines 8-Zylinders für den Preis eines 6-Zylinders mit dem Verbrauch eines 4-Zylinders. Eine Testfahrt beweist, daß diese Hochentwicklung der Technik, das Versprechen erfüllt. Das Auto ist super schnell und mindestens so bequem wie eine Limousine in dieser Preisklasse. Als Extra bietet dieser SUV eine enorme Quantität an Platz und Vierradantrieb (mit nur sehr eingeschränkten Off-Road Kapazitäten). Dennoch ist der Verbrauch spektakulär niedriger als der von allen ähnlichen Autos.

Mit einem Einstiegspreis von 49.750,- Euro ist der Lexus RX kein Schnäppchen, aber das Auto ist seinen Preis absolut Wert. Der Unterschied mit dem weniger muskulösen RX300 beträgt 7.250,- Euro. Für diesen erhält der Käufer mehr als nur den Hybrid-Antrieb. Der RX400h ist etwas reichlicher ausgestattet und außerdem mit dem revolutionären VDIM Sicherheitssystem von Lexus ausgerüstet.

"Ta Panta Rei" ist ein Zitat des griechischen Philosophen Heraklit. Es bedeutet "alles fließt, nichts bleibt stehen" und Lexus hat mit dem RX400h für beträchtliche Bewegung im SUV Segment gesorgt.

plus
  • Sehr viel Platz
  • Rasend schnell und doch relativ sparsam
  • Zukunftsweisende und brauchbare Technik
minus
  • Amerikanische Straßenlage
  • Kopfstützen nicht hoch genug
  • Design ist etwas gewöhnungsbedürftig