Datum der Veröffentlichung: 5 Juni 2013
Renault Captur (2013 - 2019)
Autotest

Renault Captur (2013 - 2019)

Das Beste aus zwei Welten

Autotest - Renault wankte zwischen zwei Ideen. Der Modus ist Renaults kompakter MPV. Dieses geräumige Familienauto sollte nun aber ersetzt werden. Kompakte Geländewagen, auch als SUVs bekannt, sind derzeit jedoch der größte Wachstumsmarkt, und die Entwicklung eines neuen Modells ist extrem teuer. Sollte ein neuer Modus kommen? Oder vielleicht doch eher ein kompakter SUV? Die Antwort kam in Form des "Captur": eine Kombination aus MPV und SUV.

Renault hat einen Ruf hochzuhalten, wenn es um MPVs geht, Multi Purpose Vehicles. In den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts war Renault der erste Hersteller, der den Raum eines Mini-Transporters mit dem Luxus eines Personenkraftwagens kombinierte.

Allerdings bekamen MPVs im Laufe der Jahre ein schlechtes Image, weil das Aussehen den praktischen Möglichkeiten untergeordnet wurde. Der Captur kehrt die Rollen zum ersten Mal um. Dies ist ein Auto, das wegen seiner originellen Formgebung gewählt werden muss.

Renault Captur (2013 - 2019)

MPV

Der Innenraum wurde dabei aber nicht vergessen! Durch einen hohen Einstieg (10 cm höher als beim Clio, fast so hoch wie ein Scénic) wird das Ein- und Aussteigen erleichtert. Der Platz vorne ist in Ordnung, die Kopfstützen hätten jedoch gern etwas höher werden dürfen.

Der hintere Sitz steht auf Schienen, so dass je nach Situation mehr Beinfreiheit oder mehr Gepäckraum ausgewählt werden kann. Mit dem hinteren Sitz in der hintersten Position ist die Beinfreiheit hinten immer noch ausreichend. Zur Veranschaulichung: Der Beinraum hinten im Captur entspricht der im Laguna Estates.

Wie es sich bei einem MPV gehört, ist der Inneraum mit vielen Taschen, Fächern, Haken und anderen cleveren Dingen ausgestattet. Besonderer Clou: Statt eines konventionellen Handschuhfachs bietet Renault im Captur serienmäßig eine elf Liter fassende Schublade "Magic Drawer" an.

Der Captur ist viel mehr als ein herkömmlicher MPV. Beispielsweise lässt sich das Aussehen in vielerlei Hinsicht an den eigenen Geschmack anpassen. Das fängt bei der zweifarbigen Lackierung an, welche das Auto viel kleiner erscheinen lässt, als es tatsächlich ist. Auch die Schweller, Spiegel, Kühler und Nebelschlussleuchten sind in Kontrastfarben erhältlich.

Der Innenraum kann hell oder dunkel ausgestattet werden, wiederum in unterschiedlichen Farben für die verschiedenen Leisten und die Innenverkleidung. Die Top-Version "Luxe" besitzt außerdem noch abziehbare und waschbare Stoffbezüge. Falls erforderlich, kann die Innenverkleidung leicht ersetzt werden, und der Innenraum ist dann wie neu.

Der Captur ist auf der Plattform des kompakten Clio aufgebaut. Die einzigen sichtbaren Komponenten, die für beide Modelle identisch sind, sind die Knöpfe, Hebel und Armaturen. Genauso wie der Clio kommt der Captur mit "R-Link" Renaults Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem, das einfach, schnell und intuitiv funktioniert. Unmittelbar nach dem Start des Motors werden die wichtigsten Informationen auf dem Bildschirm angezeigt. Das Navigationssystem ist von TomTom, wobei die Qualität der Karten und des Routenplaners gut ist.

Renault Captur (2013 - 2019)

Fahreigenschaften

Dank seines ausgewogenen Unterbaus (dem Renault Clio gleich) zeigt der Captur gutmütige Fahreigenschaften. Vor allem in der Stadt und auf den Landstraßen ist das ein großer Vorteil. Im Vergleich zu anderen SUVs ist der Captur eher weniger einschüchternd, sondern handlich und überschaubar. Sportlich ist der Captur allerdings nicht. Manövrieren in einer belebten Straße oder Einparken in eine kleine Garage sind kein Problem (und die optionale Rückfahrkamera macht es noch einfacher).

„Renault hat einen guten Kompromiss zwischen Leistung und niedrigem Verbrauch gefunden.“
Renault Captur (2013 - 2019)

Die Aufhängung ist etwas steifer als durchschnittlich. Daher hängt der Captur in schnellen Kurven kaum über. Nur in langen, sanften Kurven mit hoher Geschwindigkeit fällt der im Vergleich zum Clio höhere Schwerpunkt auf.

Der Captur hat 20 cm Bodenfreiheit, ist jedoch weit davon entfernt, geländetauglich aufzutreten, zumal eine Allradantriebsversion nicht geplant ist und der Captur keine Offroad-Technik an Bord hat. Auch die maximale Anhängerlast ist etwas niedriger als bei abenteuerlicher eingestellten SUVs anderer Hersteller.

Diesel

Außer durch mehr Platz und mehr praktische Möglichkeiten will sich der Captur durch weniger Verbrauch von der Konkurrenz abheben. Um das zu erreichen, wurde, wo es nur möglich war, soviel wie möglich an Gewicht eingespart. Das Ergebnis ist erstaunlich: Der Captur wiegt kaum mehr als ein herkömmliches Auto. Aufgrund der hohen Konstruktion ist die Stromlinie eher weniger günstig. Um das zu kompensieren, öffnet und schließt sich das Gitter des Kühlers je nach Kühlungsbedarf.

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Bei diesem Test wurde mit einem 1,5-Liter-Dieselmotor gefahren. Dieser liefert 90 PS / 220 Nm, was genau richtig ist. Renault hat einen guten Kompromiss zwischen Leistung und niedrigem Verbrauch gefunden. Nur ein Sprint von 60 auf 80 km/h ist schwierig, dafür muss wieder runtergeschaltet werden. In den meisten Situationen ist aber nicht oder kaum bemerkbar, dass es sich hierbei um einen Sparmeister handelt.

Die Gangschaltung des Capturs hat nur fünf Gänge. Diese sind jedoch so gewählt, dass der Geräuschpegel auch auf der Autobahn bescheiden bleibt. Für die Stadt sind die Übersetzungsverhältnisse weniger glücklich gewählt, bei 50 km/h läuft der Motor so langsam, dass man der Versuchung, schneller zu fahren, kaum widerstehen kann.

Unter dem (digitalen) Tacho und Drehzahlmesser findet man einen breiten Indikator. Dieser leuchtet grün, orange oder rot auf, je nachdem, wie wirtschaftlich der Fahrer fährt. Bei diesem Test wurde so "grün" wie möglich gefahren. Trotz der sehr anspruchsvollen Strecke blieb, wie sich herausstellte, der Kraftstoffverbrauch bei bescheidenen 4,7 Liter pro 100 km. Dies ist nicht nur ein sehr guter Wert für einen SUV; so mancher PKW wäre stolz darauf!

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Benzin

Wer sich für einen Benzin-Motor mit Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe entscheidet, verliert dabei allerdings viel vom Fahrspaß. Leider hat dieses automatische Getriebe nicht die Raffinesse der Exemplare der deutschen Konkurrenz. So ist das Schalten deutlich zu spüren. Außerdem schaltet "EDC" (Eicient Dual Clutch) gefühlsmäßig nicht immer im richtigen Moment.

In den Bergen hält der Computer absichtlich einen niedrigeren Gang, um den Aufstieg zu vereinfachen und um einfacher mit dem Motor bremsen zu können. Auch hierbei läuft es nicht immer gut. Man kann in diesem Fall selber schalten, dafür kauft man sich aber keinen Automaten. Darüber hinaus sind bei einem kalten Motor verschiedene mechanische Geräusche zu hören, was nicht zum Komfort beiträgt.

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Der Benziner hat die gleiche Leistung wie der Diesel und ist ebenfalls angenehm sparsam. Auch mit dem Captur Benziner wurde eine anspruchsvolle Strecke gefahren, sowohl in der Stadt als auch auf steilen Bergstraßen. Dennoch ergab sich ein durchschnittlicher Verbrauch von 6,1 Liter pro 100 km. Dies ist deutlich höher als die Herstellerangabe, aber viel niedriger als bei den meisten anderen kompakten SUVs.

Fazit

Renault kombiniert die Geräumigkeit eines MPV mit dem abenteuerlichen Aussehen eines SUV und nennt das Ergebnis "Captur". Das ist in jeder Hinsicht eine erfolgreiche Kombination. Dem Vergleich zu anderen MPVs in Bezug auf Platz und praktische Möglichkeiten hält der Captur mit Leichtigkeit stand.

Allerdings sieht der Captur viel besser aus als der durchschnittliche "Family Van", dank seiner Erscheinung und der vielen Personalisierungs-Optionen. Die hohe Sitzposition und die große Bodenfreiheit eines SUV bieten zusätzlichen Komfort. Also, wer sich nicht zwischen einem MPV und einem SUV entscheiden kann: Der Captur weiß das Beste aus beidem überzeugend zu kombinieren.

plus
  • Sparsam
  • Geräumig und praktisch
  • Unverwechselbares Design
minus
  • Kopfstützen zu niedrig
  • Testwagen nicht frei von Nebengeräuschen